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Das
fremde Kind
Kapitel 13: Wie der Herr von Brakel den Magister Tinte fortjagte, Seite 2 ( von
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ETA Hoffmann
Noch mehr! - ich sowohl als die Mutter, beide sind wir mit dem Herrn Magister
Tinte nicht ganz zufrieden, die Mutter vorzüglich, weil er ein Naschmaul
ist, alle Süßigkeiten beschnuppert und dabei so hässlich brummt
und summt, er wird daher auch wohl nicht lange bei uns bleiben können.
Aber nun, lieber Junge, besinne dich einmal, gesetzt auch, es gebe solche
garstige Dinger, wie Gnomen sein sollen, wirklich in der Welt, besinne dich
einmal, ob ein Herr Magister wohl eine Fliege sein kann?" - Felix schaute
dem Herrn von Brakel mit seinen blauen klaren Augen ernsthaft ins Gesicht. Der
Herr von Brakel wiederholte die Frage: "Sag', mein Junge! kann wohl ein
Herr Magister eine Fliege sein?" Da sprach Felix: "Ich habe sonst nie
daran gedacht und hätte es auch wohl nicht geglaubt, wenn mir es nicht das
fremde Kind gesagt, und ich es mit eigenen Augen gesehen hätte, dass
Pepser eine garstige Fliege ist und sich nur für den Magister Tinte
ausgegeben hat. - Und Vater," fuhr Felix weiter fort, als Herr von Brakel
wie einer, der vor Verwunderung gar nicht weiß, was er sagen soll,
stillschweigend den Kopf schüttelte, "und Vater, sage, hat dir der
Herr Magister Tinte selbst nicht einmal entdeckt, dass er eine Fliege sei? -
habe ich's denn nicht selbst gehört, dass er dir hier vor der Türe
sagte, er sei auf der Schule eine muntre Fliege gewesen? Nun, was man einmal
ist, das muss man, denk' ich, auch bleiben. Und dass der Herr Magister, wie die
Mutter zugesteht, so ein Naschmaul ist und an allem Süßen
schnuppert, nun, Vater! wie machen's denn die Fliegen anders? und das
hässliche Summen und Brummen." "Schweig," rief der Herr von
Brakel ganz erzürnt, "mag der Herr Magister Tinte sein, was er will,
aber so viel ist gewiss, dass der Fasanenfürst ihn nicht totgebissen hat,
denn dort kommt er eben aus dem Walde!" Auf dieses Wort schrien die Kinder
laut auf und flüchteten ins Haus hinein. In der Tat kam der Magister Tinte
den Birkengang herauf, aber ganz verwildert, mit funkelnden Augen, zersauster
Perücke, im abscheulichen Sumsen und Brummen sprang er von einer Seite zur
andern hoch auf und prallte mit dem Kopf gegen die Bäume an, dass man es
krachen hörte. So herangekommen, stürzte er sich sofort in den Napf,
dass die Milch überströmte, die er einschlürfte mit widrigem
Rauschen. "Aber um tausend Gottes willen, Herr Magister Tinte, was treiben
Sie?" rief die Frau von Brakel. "Sind Sie toll geworden, Herr
Magister, plagt Sie der böse Feind?" schrie der Herr von Brakel. Aber
alles nicht achtend, schwang sich der Magister aus dem Milchnapf, setzte sich
auf die Butterbrote hin, schüttelte die Rockschöße und wusste
mit den dünnen Beinchen geschickt darüber hinzufahren und sie glatt
zu streichen und zu fälteln. Dann stärker summend, schwang er sich
gegen die Türe, aber er konnte nicht hineinfinden ins Haus, sondern
schwankte wie betrunken hin und her und schlug gegen die Fenster an, dass es
klirrte und schwirrte. "Ha, Patron," rief der Herr von Brakel,
"das sind dumme unnütze Streiche, wart', das soll dir übel
bekommen." Er suchte den Magister bei dem Rockschoß zu haschen, der
wusste ihm aber geschickt zu entgehen. Da sprang Felix aus dem Hause mit der
großen Fliegenklatsche in der Hand, die er dem Vater gab. "Nimm,
Vater, nimm," rief er, "schlag ihn tot, den hässlichen
Pepser." Der Herr von Brakel ergriff auch wirklich die Fliegenklatsche,
und nun ging es her hinter dem Herrn Magister. Felix, Christlieb, die Frau von
Brakel hatten die Servietten vom Tische genommen und schwangen sie, den
Magister hin und her treibend, in den Lüften, während Herr von Brakel
unaufhörlich Schläge gegen ihn führte, die leider nicht trafen,
weil der Magister sich hütete, auch nur einen Augenblick zu ruhen. Und
wilder und wilder wurde die tolle Jagd - Summ - Summ - Simm - Simm- Trrr - Trrr
- stürmte der Magister auf und nieder - und Klipp - Klapp fielen
hageldichter des Herrn von Brakels Schläge, und huß - huß -
hetzten Felix, Christlieb und die Frau von Brakel den Feind. Endlich gelang es
dem Herrn von Brakel, den Magister am Rockschoß zu treffen.
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