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Die Bremer Stadtmusikanten

Märchen der Gebrüder Grimm, Seite 1 ( von 2 )

Es hatte ein Mann einen Esel, der ihm schon lange Jahre treu gedient hatte, dessen Kräfte aber nun zu Ende gingen, so dass er zur Arbeit immer untauglicher ward. Da wollte ihn der Herr aus dem Futter schaffen, aber der Esel merkte, dass kein guter Wind wehte, lief fort und machte sich auf den Weg nach Bremen. "Dort" dachte er, kannst du ja Stadtmusikant werden." Als er ein Weilchen fort gegangen war, fand er einen Jagdhund auf der Erde liegen, der jappte wie einer, der sich müde gelaufen hat. "Nun, was jappst du so, Packan?" fragte der Esel. "Ach", sagte der Hund, "weil ich alt bin und jeden Tag schwächer werde, auch auf der Jagd nicht mehr fort kann, hat mich mein Herr wollen tot schlagen, da hab ich Reißaus genommen; aber womit soll ich nun mein Brot verdienen?" "Weißt du was", sprach der Esel, "ich gehe nach Bremen, dort Stadtmusikant zu werden, geh mit und lass dich auch bei der Musik annehmen. Ich spiele die Laute, und du schlägst die Pauken." Der Hund ward zufrieden, und sie gingen weiter. Es dauerte nicht lange, so saß eine Katze an dem Weg und machte ein Gesicht wie drei Tage Regenwetter. "Nun, was ist dir in die Ohren gekommen, alter Bartputzer?" sprach der Esel. "Wer kann da lustig sein, wenns einem an den Kragen geht", antwortete die Katze, "weil ich nun in die Jahre komme, meine Zähne stumpf werden, und ich lieber hinter dem Ofen sitze und spinne, als nach den Mäusen herumjage, hat mich meine Frau ersäufen wollen; ich habe mich zwar noch fortgemacht, aber nun ist guter Rat teuer, wo soll ich hin"? "Geh mit uns nach Bremen, du verstehst dich doch auf die Nachtmusik, da kannst du ein Stadtmusikant werden." Die Katze hielt das für gut und ging mit. Darauf kamen die drei Landesflüchtigen an einem Hof vorbei, da saß auf dem Tor der Haushahn und schrie aus Leibeskräften. "Du schreist einem durch Mark und Bein", sprach der Esel, "was hast du vor"? "Da hab ich gut Wetter prophezeit", sprach der Hahn, "weil unserer lieben Frauentag ist, wo sie dem Christkindlein die Hemdchen gewaschen hat und sie trocknen will: aber weil Morgen zum Sonntag Gäste kommen, so hat die Hausfrau doch kein Erbarmen, und hat der Köchin gesagt sie wolle mich Morgen in der Suppe essen, und da soll ich mir heut Abend den Kopf abschneiden lassen. Nun schrei ich aus vollem Hals, so lang ich noch kann." "Ei was, du Rotkopf", sagte der Esel, "zieh lieber mit uns fort, wir gehen nach Bremen, etwas Besseres als den Tod findest du überall; du hast eine gute Stimme und wenn wir zusammen musizieren, so muss es eine Art haben." Der Hahn ließ sich den Vorschlag gefallen, und sie gingen alle viere zusammen fort.
Sie konnten aber die Stadt Bremen an einem Tag nicht erreichen und kamen abends in einen Wald, wo sie übernachten wollten. Der Esel und der Hund legten sich unter einen großen Baum, die Katze und der Hahn machten sich hinauf, der Hahn aber flog bis in die Spitze, wo es am sichersten für ihn war. Ehe er einschlief, sah er sich noch einmal nach allen vier Winden um, da däuchte ihn, er sähe in der Ferne ein Fünkchen brennen und rief seinen Gesellen zu es müsste nicht gar weit ein Haus sein, denn es scheine ein Licht. Sprach der Esel "so müssen wir uns aufmachen, und noch hingehen, denn hier ist die Herberge schlecht"; und der Hund sagte: "Ja ein paar Knochen und etwas Fleisch daran, täten mir auch gut". Nun machten sie sich auf den Weg nach der Gegend, wo das Licht war, und sahen es bald heller schimmern, und es ward immer größer, bis sie vor ein hell erleuchtetes Räuberhaus kamen. Der Esel, als der größte, machte sich ans Fenster und schaute hinein. "Was siehst du, Grauschimmel"? fragte der Hahn. "Was ich sehen?" antwortete der Esel, "einen gedeckten Tisch mit schönem Essen und Trinken, und Räuber sitzen daran und lassen sichs wohl sein." "Das wär was für uns", sprach der Hahn. "Ja, ja, ach, wären wir da"! sagte der Esel. Da ratschlagten die Tiere wie sie es anfangen müssten, um die Räuber fortzubringen, bis sie endlich ein Mittel fanden.

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