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Das fremde Kind

Kapitel 5: Was sich mit den neuen Spielsachen im Walde zutrug, Seite 1 ( von 2 )
ETA Hoffmann

Tages darauf fingen die Kinder es wieder da an, wo sie es abends vorher gelassen hatten: das heißt, sie holten die Schachteln herbei, kramten ihre Spielsachen aus und ergötzten sich daran auf mancherlei Weise. Ebenso wie gestern schien die Sonne hell und freundlich in die Fenster hinein, wisperten und lispelten die vom sausenden Morgenwind begrüßten Birken, jubilierten Zeisig, Fink und Nachtigall in den schönsten lustigsten Liedlein. Da wurd' es dem Felix bei seinem Jäger, seinem kleinen Männchen, seiner Flinte und Patrontasche ganz enge und wehmütig ums Herz. "Ach," rief er auf einmal, "ach, draußen ist's doch schöner, komm Christlieb! lass uns in den Wald laufen." Christlieb hatte eben die große Puppe ausgezogen und war im Begriff, sie wieder anzukleiden, welches ihr viel Vergnügen machte, deshalb wollte sie nicht heraus, sondern bat: "Lieber Felix, wollen wir denn nicht noch hier ein bisschen spielen?" "Weißt du was, Christlieb," sprach Felix, "wir nehmen das Beste von unsern Spielsachen mit hinaus. Ich schnalle meinen Hirschfänger um und hänge das Gewehr über die Schulter, da seh' ich aus wie ein Jäger. Der kleine Jäger und Harfenmännlein können mich begleiten, du, Christlieb, kannst deine große Puppe und das Beste von deinen Gerätschaften mitnehmen. Komm nur, komm!" Christlieb zog hurtig die Puppe vollends an, und nun liefen beide Kinder mit ihren Spielsachen hinaus in den Wald, wo sie sich auf einem schönen grünen Plätzchen lagerten. Sie hatten eine Weile gespielt, und Felix ließ eben das Harfenmännlein sein Stückchen orgeln, als Christlieb anfing: "Weißt du wohl, lieber Felix, dass dein Harfenmann gar nicht hübsch spielt? Hör' nur, wie das hier im Walde hässlich klingt, das ewige Ting-Ting-Ping-Ping, die Vögel gucken so neugierig aus den Büschen, ich glaube, sie halten sich ordentlich auf über den albernen Musikanten, der hier zu ihrem Gesange spielen will." Felix drehte stärker und stärker an der Schraube und rief endlich: "Du hast recht, Christlieb! es klingt abscheulich, was der kleine Kerl spielt, was können mir seine Dienerchen helfen - ich schäme mich ordentlich vor dem Finken dort drüben, der mich mit solch schlauen Augen anblinzelt. - Aber der Kerl soll besser spielen - soll besser spielen!" - Und damit drehte Felix so stark an der Schraube, dass Krack-krack - der ganze Kasten in tausend Stücke zerbrach, auf dem das Harfenmännlein stand, und seine Arme zerbröckelt herabfielen. "Oh - Oh!" rief Felix; "Ach, das Harfenmännlein!" rief Christlieb. Felix beschaute einen Augenblick das zerbrochene Spielwerk, sprach dann: "Es war ein dummer alberner Kerl, der schlechtes Zeug aufspielte und Gesichter und Diener machte wie Vetter Pumphose" und warf den Harfenmann weit fort in das tiefste Gebüsch. "Da lob' ich mir meinen Jägersmann," sprach er weiter, "der schießt ein Mal über das andere ins Ziel." Nun ließ Felix den kleinen Jäger tüchtig exerzieren. Als das eine Weile gedauert, fing Felix an: "Dumm ist's doch, dass der kleine Kerl immer nur nach dem Ziele schießt, welches, wie Papa sagt, gar keine Sache für einen Jägersmann ist. Der muss im Walde schießen nach Hirschen - Rehen - Hasen und sie treffen im vollen Lauf. - Der Kerl soll nicht mehr nach dem Ziele schießen." Damit brach Felix die Zielscheibe los, die vor dem Jäger angebracht war. "Nun schieß' ins Freie", rief er, aber er mochte an dem Fädchen ziehn, soviel er wollte, schlaff hingen die Arme des kleinen Jägers herab. Er legte nicht mehr die Büchse an, er schoss nicht mehr los. "Haha," rief Felix, "nach dem Ziel, in der Stube, da konntest du schießen, aber im Walde, wo des Jägers Heimat ist, da geht's nicht. Fürchtest dich auch wohl vor Hunden und würdest, wenn einer käme, davonlaufen mitsamt deiner Büchse, wie Vetter Pumphose mit seinem Säbel! - Ei, du einfältiger nichtsnutziger Bursche", damit schleuderte Felix den Jäger dem Harfenmännlein nach ins tiefe Gebüsch. "Komm! las uns ein wenig laufen," sprach er dann zu Christlieb. "Ach ja, lieber Felix," erwiderte diese, "meine hübsche Puppe soll mitlaufen, das wird ein Spaß sein."

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Kapitel -

Der Herr von Brakel auf Brakelheim
Der vornehme Besuch
Wie es weiter bei dem vornehmen Besuche herging
Die neuen Spielsachen
Was sich mit den neuen Spielsachen im Walde zutrug
Das fremde Kind
Wie das fremde Kind mit Felix und Christlieb spielte
Was der Herr von Brakel und die Frau von Brakel zu dem fremden Kinde sagten
Von der Heimat des fremden Kindes
Von dem bösen Minister am Hofe der Feenkönigin
Wie der Hofmeister angekommen war
Wie die Kinder mit dem Herrn Magister Tinte im Walde spazieren gingen
Wie der Herr von Brakel den Magister Tinte fortjagte
Was sich weiter im Walde begab
Beschluss






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