Maerchen.org - Wie das fremde Kind mit Felix und Christlieb spielte
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Das fremde Kind

Kapitel 7: Wie das fremde Kind mit Felix und Christlieb spielte, Seite 1 ( von 2 )
ETA Hoffmann

Ich hab' euch wohl aus der Ferne weinen und klagen gehört," sprach das fremde Kind, "und da hat es mir recht leid um euch getan, was fehlt euch denn, liebe Kinder?" "Ach, wir wussten es selbst nicht recht," erwiderte Felix, "aber nun ist es mir so, als wenn nur du uns gefehlt hättest." - "Das ist wahr," fiel Christlieb ein, "nun du bei uns bist, sind wir wieder froh! Warum bist du aber auch so lange ausgeblieben?" - Beiden Kindern war es in der Tat so, als ob sie schon lange das fremde Kind gekannt und mit ihm gespielt hätten, und als ob ihr Unmut nur daher gerührt hätte, dass der liebe Spielkamerad sich nicht mehr blicken lassen. "Spielsachen", sprach Felix weiter, "haben wir nun freilich gar nicht, denn ich einfältiger Junge habe gestern die schönsten, die Vetter Pumphose mir geschenkt hatte, schändlich verdorben und weggeschmissen, aber spielen wollen wir doch wohl." "Ei Felix," sprach das fremde Kind, indem es laut auflachte, "ei, wie magst du nur so sprechen. Das Zeug, das du weggeworfen hast, das hat gewiss nicht viel getaugt, du sowie Christlieb, ihr seid ja beide ganz umgeben von dem herrlichsten Spielzeuge, das man nur sehen kann. "Wo denn? - Wo denn?" - riefen Christlieb und Felix - "Schaut doch um euch", sprach das fremde Kind. - Und Felix und Christlieb gewahrten, wie aus dem dicken Grase, aus dem wolligen Moose allerlei herrliche Blumen wie mit glänzenden Augen hervorguckten, und dazwischen funkelten bunte Steine und kristallne Muscheln, und goldene Käferchen tanzten auf und nieder und summten leise Liedchen. - "Nun wollen wir einen Palast bauen, helft mir hübsch die Steine zusammentragen!" so rief das fremde Kind, indem es, zur Erde gebückt, bunte Steine aufzulesen begann. Christlieb und Felix halfen, und das fremde Kind wusste so geschickt die Steine zu fügen, dass sich bald hohe Säulen erhoben, die in der Sonne funkelten wie poliertes Metall, und darüber wölbte sich ein luftiges goldenes Dach. - Nun küsste das fremde Kind die Blumen, die aus dem Boden hervorguckten, da rankten sie im süßen Gelispel in die Höhe, und, sich in holder Liebe verschlingend, bildeten sie duftende Bogengänge, in denen die Kinder voll Wonne und Entzücken umhersprangen. Das fremde Kind klatschte in die Hände, da sumste das goldene Dach des Palastes - Goldkäferchen hatten es mit ihren Flügeldecken gewölbt - auseinander, und die Säulen zerflossen zum rieselnden Silberbach, an dessen Ufer sich die bunten Blumen lagerten und bald neugierig in seine Wellen guckten, bald, ihre Häupter hin und her wiegend, auf sein kindliches Plaudern horchten. Nun pflückte das fremde Kind Grashalme und brach kleine Ästchen von den Bäumen, die es hinstreute vor Felix und Christlieb. Aber aus den Grashalmen wurden bald die schönsten Puppen, die man nur sehen konnte, und aus den Ätschen kleine allerliebste Jäger. Die Puppen tanzten um Christlieb herum und ließen sich von ihr auf den Schoß nehmen und lispelten mit feinen Stimmchen: "Sei uns gut, sei uns gut, liebe Christlieb." Die Jäger tummelten sich und klirrten mit den Büchsen und bliesen auf ihren Hörnern und riefen: "Hallo! - Hallo! zur Jagd, zur Jagd!" - Da sprangen Häschen aus den Büschen und Hunde ihnen nach, und die Jäger knallten hinterdrein! - Das war eine Lust - alles verlor sich wieder, Christlieb und Felix riefen: "Wo sind die Puppen, wo sind die Jäger?" Das fremde Kind sprach: "Oh! die stehen euch alle zu Gebote, die sind jeden Augenblick bei euch, wenn ihr nur wollt, aber möchtet ihr nicht lieber jetzt ein bisschen durch den Wald laufen?" - Ach ja, ach ja!" riefen beide, Felix und Christlieb. Da fasste das fremde Kind sie bei den Händen und rief: "Kommt, kommt!" und damit ging es fort. Aber das war ja gar kein Laufen zu nennen! - Nein! Die Kinder schwebten im leichten Fluge durch Wald und Flur, und die bunten Vögel flatterten, laut singend und jubilierend, um sie her. Mit einemmal ging es hoch - hoch in die Lüfte. "Guten Morgen, Kinder! Guten Morgen, Gevatter Felix!" rief der Storch im Vorbeistreifen!

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Kapitel -

Der Herr von Brakel auf Brakelheim
Der vornehme Besuch
Wie es weiter bei dem vornehmen Besuche herging
Die neuen Spielsachen
Was sich mit den neuen Spielsachen im Walde zutrug
Das fremde Kind
Wie das fremde Kind mit Felix und Christlieb spielte
Was der Herr von Brakel und die Frau von Brakel zu dem fremden Kinde sagten
Von der Heimat des fremden Kindes
Von dem bösen Minister am Hofe der Feenkönigin
Wie der Hofmeister angekommen war
Wie die Kinder mit dem Herrn Magister Tinte im Walde spazieren gingen
Wie der Herr von Brakel den Magister Tinte fortjagte
Was sich weiter im Walde begab
Beschluss






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