Maerchen.org - Wie es weiter bei dem vornehmen Besuche herging
Impressum

   Märchen von ...
   Gebrüder Grimm
   Ludwig Bechstein
   Wolf
   Hans Christian Andersen
   Hauff
   ETA Hoffmann
   Tausendundeine Nacht


   Märchen aus aller Welt
   neuere Märchen

   beliebte Märchen
   Schneewittchen
   Dornröschen
   Rapunzel
   Rotkäppchen
   Aschenputtel
   Hänsel und Gretel
   Bremer Stadtmusikanten
   Der Froschkönig
   Das hässliche Entlein


   Alice im Wunderland
   illustriert
   und auf englisch




   Links ins Internet
   Märchenseiten
   Literaturseiten
   Internetseiten



Das fremde Kind

Kapitel 3: Wie es weiter bei dem vornehmen Besuche herging, Seite 2 ( von 2 )
ETA Hoffmann

Sie gab dem Grafen Cyprianus einen Wink, der sich alsbald an Hermann und Adelgunden wandte und allerlei Fragen an sie richtete, die sie mit der größten Schnelligkeit beantworteten: Da war von vielen Städten, Flüssen und Bergen die Rede, die viele tausend Meilen ins Land hinein liegen sollten und die seltsamsten Namen trugen. Ebenso wussten beide ganz genau zu beschreiben, wie die Tiere aussähen, die in wilden Gegenden der entferntesten Himmelsstriche wohnen sollten. Dann sprachen sie von fremden Gebüschen, Bäumen und Früchten, als ob sie sie selbst gesehn, ja wohl die Früchte selbst gekostet hätten. Hermann beschrieb ganz genau, wie es vor dreihundert Jahren in einer großen Schlacht zugegangen, und wusste alle Generale, die dabei zugegen gewesen, mit Namen zu nennen. Zuletzt sprach Adelgunde sogar von den Sternen und behauptete, am Himmel säßen allerlei seltsame Tiere und andere Figuren. Dem Felix wurde dabei ganz angst und bange, er näherte sich der Frau von Brakel und fragte leise ins Ohr: "Ach Mama! liebe Mama! was ist denn das alles, was die dort schwatzen und plappern?" "Halt's Maul, dummer Junge," raunte ihm die Mutter zu, "das sind die Wissenschaften." Felix verstummte. "Das ist erstaunlich, das ist unerhört! in dem zarten Alter!" so rief der Herr von Brakel ein Mal über das andere, die Frau von Brakel aber seufzte: "O mein Herr Jemine! o was sind das für Kinder, nein, was sind das für Engel! o was soll denn aus unsern Kleinen werden hier auf dem öden Lande." Als nun der Herr von Brakel in die Klagen der Mutter mit einstimmte, tröstete beide der Graf Cyprianus, indem er versprach, binnen einiger Zeit ihnen einen gelehrten Mann zuzuschicken, der ganz umsonst den Unterricht der Kinder übernehmen werde. Unterdessen war die schöne Kutsche wieder vorgefahren. Der Jäger trat mit zwei großen Schachteln hinein, die nahmen Adelgunde und Hermann und überreichten sie der Christlieb und dem Felix. "Lieben Sie Spielsachen, mon cher? Hier habe ich Ihnen welche mitgebracht von der feinsten Sorte", so sprach Hermann, sich zierlich verbeugend. Felix hatte die Ohren hängen lassen, er ward traurig, selbst wusste er nicht warum. Er hielt die Schachtel gedankenlos in den Händen und murmelte: "Ich heiße nicht Mon schär, sondern Felix und auch nicht Sie, sondern du." - Der Christlieb war auch das Weinen näher als das Lachen, unerachtet aus der Schachtel, die sie von Adelgunden erhalten, die süßesten Düfte strömten wie von allerlei schönen Näschereien. An der Türe sprang und bellte nach seiner Gewohnheit Sultan, Felixens getreuer Freund und Liebling. Hermann entsetzte sich aber so sehr vor dem Hunde, dass er schnell in die Stube zurücklief und laut zu weinen anfing. "Er tut dir ja nichts," sprach Felix, "er tut dir ja nichts, warum heulst und schreist du so? Es ist ja nur ein Hund, und du hast ja schon die schrecklichsten Tiere gesehn? Und wenn er auch auf dich zufahren wollte, du hast ja einen Säbel?" Felixens Zureden half gar nichts, Hermann schrie immerfort, bis ihn der Jäger auf den Arm nehmen und in die Kutsche tragen musste. Adelgunde, plötzlich von dem Schmerz des Bruders ergriffen oder Gott weiß aus welcher andern Ursache, fing ebenfalls an, heftig zu heulen, welches die arme Christlieb so anregte, dass sie auch zu schluchzen und zu weinen begann. Unter diesem Geschrei und Gejammer der drei Kinder fuhr der Graf Cyprianus von Brakel ab von Brakelheim, und so endete der vornehme Besuch.

Seite: Seite 1 - Wie es weiter bei dem vornehmen Besuche herging   Seite 2 - Wie es weiter bei dem vornehmen Besuche herging

Kapitel -

Der Herr von Brakel auf Brakelheim
Der vornehme Besuch
Wie es weiter bei dem vornehmen Besuche herging
Die neuen Spielsachen
Was sich mit den neuen Spielsachen im Walde zutrug
Das fremde Kind
Wie das fremde Kind mit Felix und Christlieb spielte
Was der Herr von Brakel und die Frau von Brakel zu dem fremden Kinde sagten
Von der Heimat des fremden Kindes
Von dem bösen Minister am Hofe der Feenkönigin
Wie der Hofmeister angekommen war
Wie die Kinder mit dem Herrn Magister Tinte im Walde spazieren gingen
Wie der Herr von Brakel den Magister Tinte fortjagte
Was sich weiter im Walde begab
Beschluss






Maerchen.org
copyright © 2007, camo & pfeiffer



Märchensammlung - Das fremde Kind, Wie es weiter bei dem vornehmen Besuche herging