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Das
fremde Kind
Kapitel 14: Was sich weiter im Walde begab, nachdem der Magister Tinte
fortgejagt worden, Seite 2 ( von 2 )
ETA Hoffmann
"Ach," rief Felix, indem er beide Arme hoch in die Lüfte empor
streckte, "ach, das fremde Kind hat uns beschützt!" Und nun
riefen beide, Felix und Christlieb, laut, dass es im Walde widertönte:
"Ach du liebes Kind, komme doch nur wieder zu uns, wir sehnen uns ja so
herzlich nach dir, wir können ja ohne dich gar nicht leben!" - Es
schien auch, als wenn ein heller Strahl durch die Gebüsche funkelte, von
dem berührt die Blumen ihre Häupter erhoben; aber riefen auch
wehmütiger und wehmütiger die Kinder nach dem holden Gespielen,
nichts ließ sich weiter sehen. Traurig schlichen sie nach Hause, wo die
Eltern, nicht wenig wegen des Ungewitters um sie bekümmert, sie mit voller
Freude empfingen. Der Herr von Brakel sprach: "Es ist nur gut, dass ihr da
seid, ich muss gestehen, dass ich fürchtete, der Herr Magister Tinte
schwärme noch im Walde umher und sei euch auf der Spur." Felix
erzählte alles, was sich im Walde begeben. "Das sind tolle
Einbildungen," rief die Frau von Brakel, "wenn euch draußen im
Walde solch verrücktes Zeug träumt. sollt ihr gar nicht mehr
hingehen, sondern im Hause bleiben." Das geschah denn nun freilich nicht,
denn wenn die Kinder baten: "Liebe Mutter, lass uns ein bisschen in den
Wald laufen", so sprach die Frau von Brakel: "Geht nur, geht und
kommt hübsch verständig zurück." Es geschah aber, dass die
Kinder in kurzer Zeit selbst gar nicht mehr in den Wald gehen mochten. Ach! -
das fremde Kind ließ sich nicht sehen, und sowie Felix und Christlieb
sich nur tiefer ins Gebüsch wagten oder sich dem Ententeich nahten, so
wurden sie von dem Jäger, dem Harfenmännlein, der Puppe
ausgehöhnt: "Dumme Dinger, einfältig Volk, nun könnt ihr
sitzen ohne Spielzeug - habt nichts mit uns artigen gebildeten Leuten
anzufangen gewusst - dumme Dinger, einfältig Volk!" - Das war gar
nicht auszuhalten, die Kinder blieben lieber im Hause.
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