|
Die Geschichte
von Kalif Storch
Märchen von Wilhelm Hauff, Seite 7 ( von 7 )
Seine Gefährten waren damit einverstanden, die Zelte wurden abgebrochen,
und die Karawane machte sich in der nämlichen Ordnung, in welcher sie
herangezogen war, auf den Weg.
Sie ritten beinahe die ganze Nacht hindurch; denn es war schwül am Tage,
die Nacht aber war erquicklich und sternhell. Sie kamen endlich an einem
bequemen Lagerplatz an, schlugen die Zelte auf und legten sich zur Ruhe.
Für den Fremden aber sorgten die Kaufleute, wie wenn er ihr wertester
Gastfreund wäre. Der Eine gab ihm Polster, der Andere Decken, ein Dritter
gab ihm Sklaven, kurz, er wurde so gut bedient, als ob er zu Hause wäre.
Die heißeren Stunden des Tages waren schon heraufgekommen, als sie sich
wieder erhoben, und sie beschlossen einmütig, hier den Abend abzuwarten.
Nachdem sie miteinander gespeist hatten, rückten sie wieder näher
zusammen, und der junge Kaufmann wandte sich an den Ältesten und sprach:
"Selim Baruch hat uns gestern einen vergnügten Nachmittag bereitet
wie wäre es, Achmet, wenn Ihr uns auch etwas erzähltet, sei es nun
aus Eurem langen Leben, das wohl viele Abenteuer aufzuweisen hat, oder sei es
auch ein hübsches Märchen." Achmet schwieg auf diese Anrede eine
Zeitlang, wie wenn er bei sich im Zweifel wäre, ob er dies oder jenes
sagen sollte, oder nicht; endlich fing er an zu sprechen:
"Liebe Freunde! Ihr habt Euch auf diese unsere Reise als treue Gesellen
erprobt, und auch Selim verdient mein Vertrauen; daher will ich Euch etwas aus
meinem Leben mitteilen, dass ich sonst ungern und nicht jedem erzähle: die
Geschichte von dem Gespensterschiff."
|
|