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Wassili
Boguslajewitsch
Russisches Märchen, Seite 5 ( von 6 )
Dein Gold und deine Edelsteine brauchen wir nicht. Wir verlangen nichts als den
Kopf deines frechen Knaben."
Unter bittern Tränen kehrte die brave Matrone nach ihrem Schlosse
zurück, wo sie die Pforten und Tore zu schließen befahl, und nun
bekümmert auf den Ausgang dieser traurigen Begebenheit harrte.
Am andern Morgen ganz früh rückten die Posadniks mit der ganzen
nowgorodschen Macht gegen das fürstliche Schloss, und umzingelten es von
allen Seiten. Darauf sprengten sie die starken Pforten und Tore, und die
Scharen wogten nun durch die offenen Räume in den geräumigen Hof.
Von dem Geräusche der Waffen und dem Geschrei der mutigen Nowgoroder
erwachte Wassili in seinem Keller. Er sprang auf die muntern Füße
und eilte nach der Türe. Als er sie verschlossen fand, öffnete er sie
durch einen Faustschlag, und mit zwei Sprüngen war er mitten auf dem Hofe.
Da ihn die Nowgoroder erblickten, stürzten sie auf ihn los. Er war ohne
Waffen. Aber schnell ergriff er einen schweren Balken, der roh behauen auf dem
Hofe lag, und ging nun auf die Nowgoroder los. Bald waren sie vom Hofe gejagt,
und Wassili eilt ihnen nach. Unter seinen gewaltigen Schlägen fallen sie
zu Hunderten, und unaufhaltsam drängt er sie immer weiter. Seine
schreckliche Waffe fliegt hin und her, und macht weite Öffnungen in den
flüchtigen Haufen. Umsonst flehen sie um Schonung und versprechen Gehorsam
und Treue. Das jungendliche Blut des Jünglings kocht, er hört sie
nicht in seinem Zorne, und unerbittlich jagt er sie gegen den reißenden
Wolchow.
Bei diesem Anblick verließen die Posadniks den Kampfplatz eilig und
begaben sich aufs Rathaus. Hier nehmen sie eine goldenen Schale, füllten
sie mit Edelsteinen und eilten nach dem Schlosse zu der braven Matrone Amelpha
Timophejewna. Sie traten auf die Straße dem hohen Gemache der
Fürstin gegenüber - denn auf den Hof wagten sie sich nicht. Wir haben
deinen lieben Sohn, Wassili Boguslajewitsch, unsern Herrn, erzürnt, und in
seinem Zorne macht er Nowgorod zur Wüste. Verlasse uns nicht und lege ein
gutes Wort für und ein, damit er seinem mächtigen Zorn Einhalt
tue." - Die Fürstin hörte ihre Klagen, aber sie zeigte ihnen
ihre hellen Augen nicht, sondern ließ ihnen durch eine Magd sagen:
"Wie ihr die Sache angefangen habt, so endigt sie auch. Ich bin ein altes
Weib, was gehen mich eure Fehden an!" -
Da schlichen die Posadniks kopfhängend zurück aufs Rathaus und
setzten eine Schrift auf, durch welche sie sich, nebst Stadt und Land, dem
Fürstlein unterwarfen, und ihn zum Herrn von Nowgorod und ganz Russland
erklärten. Sie erteilten ihm volle Macht und Gewalt, Steuern und Gaben zu
nehmen, wie es ihm gefiele und zu schalten und zu walten nach seinem
Gutdünken. mit dieser in aller Form abgefassten Urkunde eilten sie auf das
Schloss zu Wassili's Waffenbrüdern, Fomuschka dem Dicken und Boganuschka
dem Kleinen, und flehten demütig um ihre Fürbitte bei dem
Fürstlein. "Wir sind seine Untertanen," riefen sie, "hier
sind die Akte unserer völligen Unterwerfung."
Die Ritter wurden gerührt durch das flehen ihrer Landsleute, und warfen
die Keulen weg, die sie schon in den starken Fäusten hielten, um mit ihrem
Waffenbruder gegen Nowgorod zu streiten. Sie nahmen die Schrift der Posadniks,
und eilten mit ihnen auf den Kampfplatz. Noch in der Entfernung hielten sie
schon die Urkunde in die Höhe und riefen mit lauter Stimme: "Heil
dir, Wassili Boguslajewitsch, Fürst von Nowgorod und Russland! Höre
auf zu würgen. Du mordest deine eignen Untertanen. Die Posadniks, nebst
Stadt und Land, legen sich dir zu Füßen. Du bist unumschränkter
Herr von Nowgorod und allen dazu gehörigen Ländern und Gebieten.
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