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Der Fall Amurath's oder das Schicksal der Tyrannei

Arabisches Märchen, Seite 1 ( von 5 )

Der Tyrann zittere unter den grausamen Entwürfen seines Herzens, und wisse, dass er mit der Rute seiner Unterdrückung zuletzt selbst wird gezüchtigt werden, und dass das Schwert seiner Grausamkeit sich gegen sein eigenes unmenschliches Herz kehren wird. Denn Gerechtigkeit und Milde sind die besten Schutzengel der Macht eines Fürsten und sein Thron muss, wenn er fest stehen soll, auf der Liebe seines Volkes ruhen.
Almoran, der Beherrscher der Nationen, der schwache Tyrann des Orients, war von dem Thron seiner Vorfahren durch Abulfreda, den Hauptmann seiner Janitscharen, den seine Popularität und sein Ehrgeiz auf den kaiserlichen Sofa erhoben hatte, verjagt worden, und der abgesetzte Sultan, verabscheuet von dem Volk, das er unterdrückt hatte, und unfähig eine Partei zu sammeln, um seine Erbansprüche geltend zu machen, brachte den schwachen Überrest seiner Tage in den Einöden der Dunkelheit und des Mangels zu.
Aber als im Verlauf der Zeit Abulfreda's Asche gleichfalls zu der seiner Vorfahren gesammelt worden war, so fing, da er Kinder hinterließ, die zu jung waren, um die schwere Last der Regierung auf ihre Schultern zu nehmen, das Volk tiefes Mitleiden mit dem verbannten Sohn Almoran's zu empfinden an, und die Janitscharen, die die Beschützung der Gläubigen einem unerfahrenen Jüngling nicht anvertrauen wollten, riefen Amurath aus seinem Exil auf den Thron, indem sie hofften, dass die Leiden des Vaters dem aufstrebenden Sohn ein warnendes Beispiel sein würden.
Aber nicht immer ist Unglück die Schule der Mäßigung, und die zarte Blume der Jugend pflegt zuweilen in dem Schatten der Dunkelheit auszuarten. Der Krebs des Grams war dem erlauchten Flüchtling gewesen, was der Rost der polierten Fläche des schön gearbeiteten Stahls ist: er hatte den Glanz, der eine Herrscherseele zieren sollte, verwischt und das edle Werk, welches das Herz eines Mannes schmücken sollte, vertilgt.
Schwarzer Argwohn zernagte die Brust des finstern Amurath und vor giftiger Rache schnaubte sein wildes, blutdürstiges Herz.
Kaum hatte er den Thron seiner Vorfahren bestiegen, so brachen seine teuflischen Leidenschaften in einem Strom von Rache gegen sein armes verlassenes Volk aus. Alle, welche seinem argwöhnischen Herzen Almoran's Familie begünstigt zu haben schienen, wurden dem Schwert und der Bogensehne aufgeopfert, und die elenden Verleumder, welche seine Ohren mit Erzählungen von erdichteten Beschwörungen anfüllten, wurden mit Reichtümern und Ehrenstellen überhäuft, während die unschuldigen Opfer des Argwohns mitten unter schrecklichen Qualen ihr Leben ausseufzten.
Die ersten Opfer seiner Wut war die Familie des letztverstorbenen Herrschers und das Zepter schien in seiner Hand zu zittern, so lange noch ein Sprössling von diesem Stamm übrig war. Selbst über seine Weiber und Beischläferinnen erstreckte sich diese fürchterliche Bluttat, diejenigen allein ausgenommen, welche durch den besonderen Glanz ihrer Reize die Wut seines Zorns erstickten und seinem Herzen eine andere ebenso wilde und tobende Leidenschaft einflößten.
Von allen Kindern Almoran's entkam allein Selim, der als ein unmündiges Kind von einer treuen wachsamen Sklavin fortgeführt und als Landmann in den lachenden Tälern von Cirkassien, den Wohnplätzen der blühenden Unschuld und Liebe, aufgezogen wurde.

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