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Geschichte
des Rebhuhns mit den Schildkröten
Tausend und eine Nacht, Gustav Weil, Seite 3 ( von 5 )
"Du hast die Wahrheit gesagt, geliebter Junge," versetzte der
König, ihn küssend und zu sich auf den Thron hebend. Der König
ließ dann Speisen und Getränke bringen, und nachdem sie gegessen
hatten, sagte er: "Du sprachst heute von einem Mittel, den Drohungen des
Königs von Indien zu entgehen; nun, worin besteht dieses?" - "In
einem tapfern Herzen," sagte der Junge; "schicke nur nach deinen
Frauen, die dir geraten haben, meinen Vater Schimas und die übrigen
Veziere und Gelehrten umzubringen." - "Wie," sagte der
König tief seufzend, "Schimas war dein Vater? Gott, der dich zu mir
schickt, um über das Unrecht, das ich an deinem Vater begangen, mich zu
beschämen, stehe mir bei! Diese Strafe habe ich verdient, doch will ich
dich nun an die Stelle deines Vaters erheben und dich seinetwillen noch mehr
ehren; rate mir nur jetzt, wie ich gegen meinen Feind mich verteidigen soll,
und lasse die Frauen auf eine andere Zeit." Da sagte der Junge:
"Schwöre mir, dass du Alles tust, was ich von dir fordere." Der
König erwiderte: "Gott ist Zeuge, dass ich nur deinem Rate und deinem
Willen zu folgen bereit bin." - "Nun," versetzte der Junge,
"lass den Boten des Königs von Indien bis zum dritten Tage warten,
dann sagst du ihm, du wolltest ihm morgen die Antwort geben, so gewinnst du
Zeit, und wenn er Einwendungen macht, so weise ihn zurecht, doch ohne
Härte. Wenn er dann alles Vorgefallene in der Stadt verbreitet und die
Einwohner vor dem Untergange warnt, so lasse ihn zu dir rufen und sage ihm:
Dein König muss ein recht blödsinniger Mann sein, der keine Folgen
bedenkt und Niemanden um Rat fragt, sonst würde er nicht durch eine solche
Forderung sich in so große Gefahr begeben; doch freue ich mich über
seine Torheit, denn ich habe dadurch einen gerechten Vorwand, sein Land zu
erobern, ohne von irgend Jemanden deshalb getadelt zu werden. Ich halte es
nicht einmal der Mühe wert, ihm zu antworten, ein Schulknabe mag dies tun,
du schickst dann nach mir, und ich werde die Antwort schreiben." Der
König schenkte dem Jungen seinen Beifall, gab ihm ein kostbares Ehrenkleid
und entließ ihn; gegen den Boten benahm er sich aber ganz, wie ihm der
Junge geraten, und zuletzt ließ er Letzteren wieder rufen, gab ihm des
Königs Brief und sagte ihm: "Beantworte dieses Schreiben." Der
Junge las den Brief und sagte lächelnd. "O König! wenn du die
Beantwortung dieses Briefes für wichtig hältst, so will ich deinem
Befehle gehorchen, aber ein weit jüngerer Knabe könnte es auch
tun." Da sagte der König: "Schreibe schnell, denn der Bote eilt,
er ist schon einen Tag zu lang aufgehalten worden."
Der Junge nahm Tinte und Papier und schrieb: "Friede und Heil vom
Barmherzigen allen Gläubigen! Wisse du, den man den großen
König nennt, wir haben deinen Brief erhalten, gelesen und verstanden, und
daraus deine Torheit und Gewalttätigkeit erkannt; aus Verachtung gegen
dich haben wir deinen Boten zurückgehalten, und nur aus Mitleid für
diesen schicken wir dir eine Antwort. Was du von meinen Vezieren, Gelehrten und
Großen des Reichs schreibst, ist wahr, doch ist das nur ein Unkraut, das
ich aus dem Weizenfelde gerissen; für jeden Umgebrachten haben wir tausend
Bessere und Tüchtigere. Jedes Kind, das nur sprechen kann, ist so reich an
Kenntnissen, als der Regent des Himmels an Segen; fragst du nach meinen
Kriegern, so findest du bei mir Helden, von denen ein Einziger Tausende deiner
Truppen schlägt. Was meine Schätze angeht, so schneiden wir Juwelen
aus den Gebirgen wie Steine, und meine Fundgruben bringen mit täglich
tausend Pfund Silber ein, auch ist der Wohlstand und die Macht meiner
Untertanen unbeschreiblich. Dein Wunsch ein Schloss mitten im Meer zu haben,
beweist deinen Unverstand; gebiete zuerst dem Winde Ruhe und den Wellen
Stillstand, dann wollen wir dir ein Schloss bauen. Du glaubst, Gott habe dir
den Sieg über mich verliehen, ich aber, der ihm vertraue und nach dessen
Gebote handle, hoffe das Gegenteil, weil du dich ungerechterweise, als
wäre ich dein Sklave, über mich erheben willst.
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