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Geschichte
des Rebhuhns mit den Schildkröten
Tausend und eine Nacht, Gustav Weil, Seite 5 ( von 5 )
Der Vezier erwiderte: "Nicht sie allein sind schuldig; sie sind wie
schöne Waren, die wohl Käufer herbeilocken, doch Niemanden zwingen,
sie zu kaufen." Da sagte der König: "Ich sehe, dass du die
Schuld auf mich laden willst, und du hast ganz Recht." Der Vezier
erwiderte: "Das wollte ich zwar nicht, o König; doch Gott hat uns
Macht über uns selbst gegeben, wir können dem Bösen widerstehen,
wenn wir wollen. Gott will nur unser Bestes, durch unsern eigenen Willen aber
neigen wir uns zum Schlimmen hin; doch jetzt ist nichts mehr zu tun, als das
Gewand der Torheit mit dem des Verstandes zu vertauschen, die Begierde zu
besiegen und den Geboten des Herrn zu folgen, Gott wird dir dann verzeihen, dir
heitere Tage schenken und allen deinen Feinden Ehrfurcht vor dir
einflößen." Der König versprach dem Vezier, der ihn aus so
großer Not gerettet, ihm in Allem zu gehorchen, alle seine
Vorschläge anzunehmen und alle seine Handlungen zu billigen. Auf den Rat
des Veziers wurden dann alle Gelehrten versammelt und sieben neue Veziere
gewählt, die Frauen des Königs aber in das Haus, wo die Ermordeten
lagen, lebenslänglich eingesperrt; so fielen sie selbst in die Grube, die
sie Andern gegraben. - So viel ist uns von dieser wunderbaren Geschichte
zugekommen.
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