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Eisen Laczi
Ungarisches Märchen, Seite 4 ( von 5 )
Eisen Laczi ging zurück und bat: Zwölfköpfiger Drache! da ich
nun sterben muss, so bitte ich dich, binde mich, wenn ich tot bin, auf mein
Ross und lass es laufen. Den Gefallen kann ich dir erweisen, sagte der Drache
darauf und zerschnitt Eisen Laczi in viele kleine Stücke, vielleicht in
hundert, wickelte sie in ein Tuch und band das Tuch auf das Ross. Diese aber
lief, als ob es der Sturm davon trüge.
Der Schlangenkönig vernahm ein Schnaufen von fernher. Er sagte zu seiner
Tochter: dem Eisen Laczi ist gewiss Unglück widerfahren, denn der Tatos
naht in Zorn. Vor dem Tor ließ nun der Schlangenkönig ein hohes
Feuer auflodern. Der Tatos sprang wütend heran und verschlang die Flamme;
dies kühlte ihn etwas ab, und er blieb im Hofe stehen. Hier bring ich
meinen zerhackten Herrn; dies war alles was er sagte. Der Schlangenkönig
legte die einzelnen Teile sorgfältig wieder zusammen, und sandte alle
Schlangen aus, um heilbringende Kräuter zu suchen. Als die Schlangen
zurückgekommen waren, kochte er die Kräuter, und wusch Eisen Laczi
damit, und dieser erwachte auf der Stelle und war siebenmal schöner als er
ehedem gewesen. Weil aber in der Schnelle des Laufes aus dem Bündel die
rechte Schulter herausgefallen war, verfertigte ihm der Schlangenkönig
eine andere aus Gold und Elfenbein.
Eisen Laczi zog nun wieder aus, die Schwester und die Brüder zu retten.
Als er nahe beim Schloss des zwölfköpfigen Drachen war, verwandelte
er sich in ein Ross und lief in den Schlosshof. Die Frau des
zwölfköpfigen Drachen merkte wohl, dass hier ein Zauber walte, dass
aber das Ross Eisen Laczi sei, wusste sie nicht. Sie rief den
zwölfköpfigen Drachen und begann: Ich muss sterben, wenn ich nicht
sogleich die Leber dieses Pferdes essen kann. Der Drache winkte und sogleich
ward das Ross gefangen, um getötet zu werden. Die Prinzessin mit dem
Sternenkleide ging eben vorüber. Sie jammerte: Du dauerst mich,
schönes Ross! es ist Jammerschade, dass man dich tötet. Wenn du
wirklich Mitleid fühlst, flüsterte das Ross, so nimm die Erde, auf
welcher die erste zwei Blutstropfen fallen, wenn man mich tötet, und wirf
sie in den Garten des Drachen. Die Prinzessin tat, wie sie gebeten wurde, und
am nächsten Morgen stand ein Baum da mit goldenen Äpfeln. Die Frau
des zwölfköpfigen Drachen rief ihren Mann und begann: ich muss
sterben, wenn mein Frühstück nicht bei dieses Baumes Holz gekocht
wird. Der Drache winkte und seine Diener traten herbei den Baum zu fällen.
Die Prinzessin mit dem Sternenkleide ging aber vorüber und jammerte: Du
dauerst mich, schöner Baum, es ist Jammerschade, dass du ausgehauen wirst.
Wenn du wirklich Mitleid fühlst, lispelten die Blätter, so nimm die
ersten zwei Späne, die beim Fällen wegfallen, und wirf sie in den
Teich des Drachen. Die Prinzessin tat, wie sie gebeten wurde, und am
nächsten Morgen schwamm ein wunderschönes Goldfischlein im Teich. Die
Frau des zwölfköpfigen Drachen rief ihren Mann und begann: ich muss
sterben, wenn ich das Goldfischlein nicht bei mir im Zimmer habe. Der Drache
wollte ihrem Willen gern willfahren, es gab aber kein Mittel, das Fischlein zu
fangen. Weil er nun ein sehr guter Schwimmer war, beschloss er, selbst in das
Wasser zu gehen. Er legte das rostige Schwert ab, damit es ihm beim Schwimmen
nicht hinderlich sei, zog das schmutzige Hemd aus, weil es nicht nass werden
durfte, und sprang in die Fluten. Also bald aber warf sich das Fischlein ans
Land, schüttelte sich und Eisen Laczi stand da. Er zog schnell das Hemd an
und das Schwert aus. Wie die Frau des zwölfköpfigen Drachen dies sah,
schwang sie sich auf einen Besenstiel und flog davon. Dem Drachen fiel es ein,
dass Eisen Laczi wieder ganz geworden sei, als man ihn auf sein Ross band, er
bat also: wenn du mich tötest, so binde mich auf mein Ross. Eisen Laczi
hieb ihm mit einem Streich alle zwölf köpfe ab und band sie und den
Rumpf auf das Ross des Drachen. Dies lief fort, ist aber nicht wieder
zurückgekommen.
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