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Der Schmaus
der Zwerge
Norwegisches Märchen, Seite 4 ( von 5 )
Orm, ganz erschrocken, zog den Kopf zurück, er uns Aslog blieben nun im
Dunkeln, so still, dass sie kaum zu atmen wagten.
Die Prozession rückte dem Hause zu, wie man das deutlich an dem
Näherkommen des Geschreies bemerken konnte. sie waren nun Alle
eingetreten; leicht und tätig sprangen die Zwerge jetzt auf den
Bänken umher; schwer und dumpf tönten die Schritte des Riesen
dazwischen. Orm und seine Frau hörten sie den Tisch decken, mit den
Schüsseln klappern und mit Freudengeschrei ihr Fest feiern. Als es vorbei
und die Mitternacht nahe war, fingen sie an zu jener bezaubernden Weise, die
die Seele in süße Verwirrung versetzt und die einige Leute in den
Felsentälern gehört und von den unterirdischen Spielleuten durch
Horchen erlernt haben, zu tanzen. - Sobald Aslog die Weise vernahm, fühlte
sie eine unbeschreibliche Sehnsucht den Tanz zu sehen. Orm war nicht im Stande,
sie zurückzuhalten. - "Lass mich hinblicken, sagte sie, oder mir
bricht das Herz." Sie nahm ihr Kind und stellt sich an das
äußerste Ende des Bodens, wo sie, ohne bemerkt zu werden, Alles
sehen konnte. Lange schaute sie, ohne ihre Augen abzuwenden, dem Tanze und den
kühnen und wundervollen Sprüngen der kleinen Wesen, die in der Luft
zu schweben und die Erde gar nicht berühren schienen, zu, während die
entzückende Weise der Elfen ihre ganze Seele füllte. Unterdessen
wurde das Kind auf ihrem Arm schläfrig und atmete schwer, und ohne an das
der Alten gegebene Versprechen zu denken, schlug sie, wie es Sitte ist, ein
Kreuz über des Knabens Mund und sagte: "Christus segne dich, mein
Kind." Kaum hatte sie diese Worte gesprochen, als sich ein
fürchterliches, durchdringendes Geschrei erhob. Die Geister taumelten
über Hals und kopf sich drängend und stoßend aus der Tür,
ihre Lichter gingen aus und in wenigen Minuten war das ganze Haus von ihnen
verlassen. Orm und Aslog, tödlich erschreckt, versteckten sich im
entferntesten Winkel des Hauses. - Sie wagten es nicht, sich zu rühren,
bis der Tag anbrach, und fühlten erst, als die Sonne durch das Loch im
Dache auf den Herd schien, den Mut hinabzusteigen.
Der Tisch war noch gedeckt, wie die Unterirdischen ihn verlassen hatten, mit
allem ihrem köstlichen, wundervoll aus Silber gearbeiteten Geschirr
darauf. In der Mitte des Zimmers stand auf dem Boden ein hoher kupferner
Kessel, halb mit süßem Met gefüllt, und ihm zur Seite ein
Trinkhorn von reinem Golde. In der Ecke lag ein besaitetes Instrument, einem
Hackebrett ähnlich, auf dem die Riesinnen spielen,wie man glaubt. - Sie
schauten Alles bewundernd an, wagte jedoch nicht, er zu berühren; ihr
Erschrecken war aber groß, als sie sich umwandten und eine ungeheure
Gestalt, in der Orm gleich den Riesen, den Guru umarmt hatte, erkannte, am
Tische sitzen sahen. Es war jetzt ein kalter harter Stein. - Während sie
ihn anstarrten, trat Guru selbst, in ihrer Riesengestalt, ins Zimmer. Sie
weinte so bitterlich, dass ihre Tränen auf die Erde fielen. - Es dauerte
lange, ehe sie vor Schluchzen ein Wort äußern konnte: endlich sagte
sie:
"Großen Kummer habt ihr über mich gebracht, und ich muss von
nun an mein Leben lang weinen; da ich aber weiß, dass ihr es nicht aus
böser Absicht getan habt, so vergebe ich euch, wiewohl es mir ein Leichtes
wäre, euch das Haus über dem Kopfe" wie eine Eierschale zu
zerdrücken."
"Ach rief sie, da sitzt mein Gatte, den ich mehr liebe, als mich selbst,
für immer versteinert, und wird nie wieder die Augen öffnen. -
Dreihundert Jahre lebte ich bei meinem Vater auf der Insel Kuman
glücklich, in jugendlicher Unschuld, die schönste der
Riesenjungfrauen. - Mächtige Helden bewarben sich um meine Hand; das Meer
rund um jene Insel ist voll Felsenstücken, die sie im Kampfe gegen
einander warfen. - Andfind gewann den Sieg, und ich verlobte mich mit ihm. Aber
ehe ich mich vermählte, kam der abscheuliche Odin in das Land, besiegte
meinen Vater und trieb uns von der Insel fort. -
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