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Elfenhügel
Märchen von Hans Christian Andersen, Seite 4 ( von 4 )
"Ho, ho!" sagte der greise Kobold, "war es so gemeint? Aber was
kann die siebente und letzte?"
"Die sechste kommt erst vor der siebten!" sagte der Elfenkönig,
denn er konnte rechnen, aber die sechste wollte nicht hervorkommen.
"Ich kann nur den Leuten die Wahrheit sagen!" sagte sie. "Um
mich kümmert sich Niemand, und ich habe genug damit zu tun, mein
Leichenzeug zu nähen!"
Nun kam die siebente und letzte, und was konnte sie? Ja, sie konnte
Märchen erzählen so viel sie wollte.
"Hier sind alle meine fünf Finger!" sagte der greise Kobold,
erzähle mir ein Märchen von jedem!"
Die Elfe fasste ihn um das Handgelenk, und er lachte, dass es in ihm gluckte,
und als sie zum Goldfinger kam, der einen Goldring umhatte, als ob er wisse,
dass Verlobung sein sollte, sagte der greise Kobold: "Halte fest, was Du
hast, die Hand ist Dein, Dich will ich selbst zur Frau haben!"
Die Elfe sagte, dass die Märchen vom Goldfinger und vom kleinen Peter
Spielmann noch fehlen.
"Diese wollen wir im Winter hören!" sagte der greise Kobold.
"Von der Tanne wollen wir hören und von der Birke und von den
Geistergeschenken und von dem klingenden Frost! Du sollst schon erzählen,
denn das versteht noch Keiner so recht dort oben. - Und dann wollen wir in der
Steinstube, wo der Kienspan brennt, sitzen und Met aus den goldenen
Hörnern der alten nordischen Könige trinken. Der Nick hat mir ein
Paar geschenkt, und wenn wir dann sitzen, so kommt die Nixe zum Besuch; sie
singt Dir alle Lieder der Hirtenmädchen im Gebirge. Das wird munter
werden! Der Lachs wird im Wassersturz springen und gegen die Steinwände
schlagen, aber er kommt doch nicht herein! - Ja, es ist gut sein in dem lieben
alten Norwegen! Aber wo sind die Jungen?"
Ja, wo waren die? Sie liefen auf dem Felde herum und bliesen die Irrlichter
aus, die so gutmütig kamen, um den Fackelzug zu bringen.
"Was ist das für ein Herumstreichen!" sagte der greise Kobold.
"Ich habe mir eine Mutter für euch genommen, nun könnt ihr eine
Tante nehmen!"
Aber die Jungen sagten, dass sie am liebsten eine Rede halten und
Brüderschaft trinken wollten, zum Heiraten haben sie keine Lust. - Und nun
hielten sie Reden, tranken Brüderschaft und machten die Nagelprobe, um zu
zeigen, dass sie ausgetrunken hatten. Darauf zogen sie die Röcke aus und
legten sich auf den Tisch, um zu schlafen, denn sie hatten kein Bett. Aber der
greise Kobold tanzte mit seiner jungen Braut in der Stube herum und wechselte
Stiefel mit ihr, denn das ist feiner als Ringe wechseln.
"Nun kräht der Hahn!" sagte die alte Elfe, welches das Hauswesen
besorgte. "Nun müssen wir die Fensterläden schließen,
damit die Sonne uns nicht verbrennt!"
Dann schloss sich der Hügel.
Aber draußen liefen die Eidechsen in den geborsteten Baume auf und nieder
und die eine sagte zur andern:
"O, wie mir der nordische greise Kobold gefiel!"
"Mir gefallen die Knaben besser!" sagte der Regenwurm, aber er konnte
ja nicht sehen, das elende Tier.
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