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Die Blumen der kleinen Ida

Märchen von Hans Christian Andersen, Seite 3 ( von 5 )

Als sie zu Bette gegangen war, dachte sie lange daran, wie hübsch es sein müsse, die hübschen Blumen draußen im Schlosse des Königs tanzen zu sehen. "Ob meine Blumen wirklich mit dabei gewesen sein mögen?" Aber dann schlief sie ein. In der Nacht erwachte sie wieder, sie hatte von den Blumen und dem Studenten, den der alte Herr gescholten hatte, er wolle ihr etwas einbilden, geträumt. Es war ganz stille in der Schlafstube, wo Ida lag; die Nachtlampe brannte auf dem Tische, und Vater und Mutter schliefen.
"Ob meine Blumen nun wohl in Sophies Bett liegen?" sagte sie sich selbst, gern möchte ich es wissen!" Sie erhob sich ein wenig und blickte nach der Tür, welche angelehnt stand, drinnen lagen ihre Blumen und all ihr Spielzeug. Sie horchte und da kam es ihr vor, als höre sie, dass drinnen in der Stube auf dem Klavier gespielt werde, aber ganz leise und so hübsch, wie sie es nie gehört hatte.
"Nun tanzen sicherlich alle Blumen drinnen!" sagte sie. "O wie gern möchte ich es doch sehen!" aber sie wagte nicht aufzustehen denn sonst weckte sie ihren Vater und ihre Mutter.
"Wenn sie doch nur hereinkommen möchten," sagte sie; aber die Blumen kamen nicht und die Musik fuhr fort hübsch zu spielen. Da konnte sie es nicht mehr aushalten, denn es war all zu schön, sie kroch aus ihrem Bette hinaus, ging ganz leise nach der Tür und sah in die Stube hinein. wie herrlich war das, was sie zu sehen bekam!
Es war gar keine Nachtlampe drinnen, aber doch ganz hell, der Mond schien durch das Fenster mitten auf den Fußboden, es war fast, als ob es Tag wäre. Alle Hyazinthen und Tulpen standen in zwei langen Reihen im Zimmer, es war keine mehr am Fenster, dort standen die leeren Töpfe; auf dem Fußboden tanzten alle Blumen niedlich rings umeinander herum, machten ordentlich Kette und hielten einander bei den langen grünen Blättern, wenn sie sich herumschwenkten. Aber am Klavier saß eine große gelbe Lilie, welche die kleine Ida bestimmt im Sommer gesehen hatte, denn sie erinnerte sich deutlich, dass der Student gesagt hatte: "wie gleicht sie dem Fräulein Line!" aber da wurde er von Allen ausgelacht. Nun erschien es der kleinen Ida wirklich auch, als ob die lange gelbe Blume dem Fräulein gleiche, und sie hatte auch dieselben Manieren beim Spielen, bald neigte sie ihr länglich gelbes Antlitz nach der einen Seite, bald nach der andern, und nickte den Takt zur herrlichen Musik. Niemand bemerkte die kleine Ida. Nun sah sie einen großen blauen Krokus mitten auf dem Tisch hüpfen, wo das Spielzeug stand, gerade auf das Puppenbett zugehen und die Vorhänge zur Seite ziehen, da lagen die kranken Blumen, aber sie erhoben sich sogleich und nickten den andern zu, dass sie auch mittanzen wollten. Der alte Nussknacker, dem die Unterlippe abgebrochen war, stand auf und verneigte sich vor den hübschen Blumen. Diese sahen durchaus nicht krank aus, sie sprangen hinunter zu den andern und waren recht vergnügt.
Es war gerade, als ob etwas vom Tische herunterfiele, Ida sah dorthin, es war die Fastnachtsrute, welche heruntersprang, es schien auch, als ob sie mit zu den Blumen gehörte. Sie war auch sehr niedlich, und eine kleine Wachspuppe, die auch einen solchen breiten Hut auf dem Kopf hatte, wie ihn der alte Herr trug saß oben drein. die Fastnachtsrute hüpfte auf ihren drei roten Stelzfüßen mitten unter die Blumen, und trampelte ganz laut, denn sie tanzte Mazurka, und den Tanz kannte die andern Blumen nicht, weil sie so leicht waren und nicht so stampfen konnten. Die Wachspuppe auf der Fastnachtsrute wurde auf einmal groß und lang, drehte sich über die Papierblumen herum, und rief ganz laut: "Wie kann man dem Kinde so etwas einbilden? das sind dumme Luftschlösser!" und da glich die Wachspuppe dem alten Herrn mit dem breiten Hut ganz genau, sie sah ebenso gelb und verdrießlich aus.

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