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Von den
achtzehn Soldaten
Märchen von Johann Wilhelm Wolf, Seite 3 ( von 4 )
Das und noch Anderes redete sie mit dem Feldwebel, ehe sie von dannen fuhr und
wie sie gesagt, so kam es.
Die zweite Prinzess kam des andern Tages, ging mit dem Sergeanten hinauf in die
Kammer und beredete sich allda mit ihm und so ging es immer weiter, jeden Tag
kam eine andere und eine noch immer schöner als die Andere. Dem
jüngsten Soldaten blieb aber die Seinige gar zu lange aus und weil er
dachte, wer weiß wann die Reihe an mich kommt, so entschloss er sich kurz
und desertierte.
Als er aber wieder an die erste Brücke kam, so stund da der Teufel und
frug ihn: "Wo hinaus?" "Aus dem Berg hinaus!" sprach der
Soldat, da fasste ihn der Teufel und drehte ihm das Genick ab.
Als die andern Soldaten ihren Kameraden vermissten, schickte der Feldwebel eine
Patrouille aus, um ihn zu suchen. Bald fanden sie ihn denn auch tot am Boden
liegen; er hatte seine alten zerrissenen Kleider wieder an, die er mitgebracht
und regte kein Glied mehr. Aber noch desselbigen Tages kam die älteste
Prinzessin wieder gefahren, ging mit ihrem Feldwebel hinauf und sprach zu ihm:
"Das euer Kamerad desertiert ist, das hat die ganze Erlösung
verdorben; entweder müsst ihr jetzt wieder einen achtzehnten Mann
herbeischaffen, dass Alles von Neuem beginnen kann, oder ihr seid des Todes
alle Siebenzehn." So sprach sie und fuhr wieder weg. Nun berief der
Feldwebel die ganz Mannschaft zu sich, hielt einen Rat mit ihnen, was sie tun
sollten, und sie wurden einig, dass der Korporal mit zwei Gemeinen auf Werbung
ausziehen müsse nach dem achtzehnten Mann. Als nun die drei an die erste
Brücke kamen, stand der Teufel davor und frug: "Wo hinaus?"
"Auf Werbung" sprach der Korporal. "Passiert!" rief der
Teufel und ließ sie hinaus. so gelangten sie ungehindert über die
drei Brücken bis vor den Berg, fanden auch bald das Waldwirtshäuslein
von damals wieder. Sie setzten sich an den Tisch zu dem Wirt, der sie in den
Berg hineingeschickt hatte; weil sie aber so sauber und ordentlich aussahen,
erkannte er sie nicht mehr und sie taten als ob sie ihn auch nicht kennten. Es
dauerte nicht lange, so kam ein armer Handwerksbursch herein, setzte sich ganz
traurig an einen andern Tisch und ließ sich ein Stück trocknes Brot
bringen und ein Glas Wasser dazu. Da riefen ihn die drei Soldaten zu sich,
gaben ihm Wein zutrinken und Braten zu essen. Da er nun satt war und guter
Dinge wurde, fragten sie ihn: ob er nicht für ein gutes Handgeld sich
wolle anwerben lassen? Das gefiel dem Handwerksburschen schlecht, deshalb
antwortete er im Spott, wenn sie ihm hundert Gulden Handgeld geben wollten, so
wäre er zufrieden. Der Korporal aber, der sich aus der Schatzkammer des
verwünschten Schlosses einen ganzen Tornister voll Geld mitgenommen hatte,
zählte ihm auf der Stelle zweihundert Dukaten auf den Tisch und die Sache
war abgemacht. Sie machten sich nun auf den Heimweg, der Teufel ließ sie
ungehindert einpassieren und im Schloss gab es eine große Freude, als sie
mit dem Rekruten ankamen.
als sie aber aus dem Wirtshaus weg waren, sprach zum Wirt die Wirtin: "Du
bleibst doch ein Esel all dein Lebtag, sonst hättest du gemerkt, dass der
Korporal und die zwei Soldaten schon ein Mal bei uns waren, unter den achtzehn
lumpigen Kerlen, die dich so schmählich angeführt haben. Und zum Lohn
dafür hast du sie glücklich gemacht für all dein Lebtag!"
Wie sie das meine? frug der Wirt. "Ei du Narr" sprach sie "hast
du denn nicht das viele Geld gesehen? Das haben sie nirgends anders geholt, als
in dem Berg, in den du sie geschickt hast, dass sie nicht wieder kommen
sollten. Jetzt aber will ich auch keine Bettlerin mehr bleiben. Auf der Stelle
packst du den Sack da auf und kommst mir nicht wieder, ohne das er voll Dukaten
ist!"
Einreden half dem wirt nicht, er musste ohne zaudern hinaus in den Wald, den
Weg rechte Hand, das zweite Pfädchen links und hinein in den verzauberten
Berg. Wer aber an der ersten Brücke stand war Niemand Anderes als der
Teufel, der frug ihn: "wohin mit deinem Sack?"
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