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Die schlechten Kameraden

Märchen von Johann Wilhelm Wolf, Seite 3 ( von 3 )

Jetzt gingen die beiden Gesellen weiter und kamen gegen Abend vor der Hauptstadt an. Da die Tore schon geschlossen waren, kehrten sie im nächsten Dorfe in eine kleine Herberge ein. Als der Schuster am andern Morgen aufwachte und seinen Reisegefährten wecken wollte, war der durchgegangen und hatte nicht einmal seine Zeche bezahlt. "Es ist gut, dass ich den Kerl los bin" dachte der Schuster, zahlte den Wirt und ging rüstig weiter der Stadt zu.
Am Tor trat die Wache vor ihm in's Gewehr und der Offizier rief: "Päsentiert's Gewehr!" "Der hat wohl frühe schon zu tief in's Glas geguckt", sprach der Schuster für sich und ging weiter auf das Schloss des Königs zu. Da sprang die Wache heraus, stellte sich in Reih' und glied und der Offizier kommandierte: "Päsentiert's Gewehr!" Er ging auf den Offizier zu und sprach verwundert: "Was macht ihr denn für dummes Zeug, ich bin ja ein Schuster meines Handwerks und möchte wissen, ob ich beim König in Dienst treten kann." "Ich will eure Exzellenz zu seiner Majestät führen," sprach der Offizier und der Schuster schüttelte den Kopf, zuckte die Achseln und dachte: "Sind die Soldaten denn alle verrückt geworden?"
Der König war überaus gnädig gegen den Schuster, frug ihn, wie er heiße, woher er komme und was er verstehe? Der Schuster erzählte Alles aufs Haar. "Würdest du denn deinen Kameraden den Jäger wohl wiedererkennen, wenn du ihn sähest?" "Ei den Burschen fände ich aus hunderter heraus!" Da ging der König fort in ein anders Zimmer und über eine Weile kam der Jäger herein. "Ach da bist du ja, du Hasenfuß!" rief der Schuster; "Du bist mir der rechte Vogel, aber ich habe dem König Alles gesagt und der wird dir einen tüchtigen Ausputzer geben." "Gemach, gemach, mein guter Freund," sagte der Jäger und knöpfte den Rock auf und zog die Mütze aus dem Gesicht; da sah der arme Schuster, dass es der König selber war. Er wäre vor Schrecken fast auf den Rücken gefallen, aber der König beruhigte ihn, verbot ihm etwas von der Sache zu erzählen und schickte ihn sogleich als Oberst zu dem Regiment, wobei das Schneiderlein Feldwebel war.
"Warte Bürschlein, jetzt sollst du mir herhalten," dachte der Oberst, als er zuerst in seiner prächtigen Uniform mit dem Federhut vor die Fronte ritt und seinen alten Kameraden, den Schneider erblickte. So oft jetzt exerziert wurde, hatte der Oberst etwas an dem Feldwebel auszusetzen. Bald war das Zeug nicht gut genug geputzt, oder der Säbel nicht blank, oder der Rock nicht rein, und dann regnete es Ehrentitel wie Fetthammel, Schmutzlappen, Faulpelz u.a. auf den Feldwebel von Morgens bis Abends. Wagte er, zu antworten oder sich zu entschuldigen, dann gab es Arrest wegen Widersetzlichkeit oder undienstlichen Benehmens, schwieg er aber zu den Vorwürfen, dann wurde er verstockt und Gott weiß wie genannt; kurz das arme Schneiderlein konnte nichts mehr recht machen, er mochte sich anlegen, wie er wollte, und war mehr als einmal in heller Verzweiflung.
Nach einiger Zeit wurde er plötzlich vor den Obersten gerufen. Der frug ihn: "Kennst du mich?" Der Feldwebel wusste nicht, was antworten, dann sagte er ja, dann log er und es taugte nicht für ihn, sagte er nein, was die Wahrheit war, dann taugte es ebenso wenig. Endlich entschloss er sich frisch heraus die Wahrheit zu sagen, weil dies doch das Beste sei und sprach: "Nein". "Dann will ich dir sagen, wer ich bin", sprach der Oberst, ich bin dein alter Kamerad, der Schuster. Ich denke du wirst jetzt klüger geworden sein und deinen Hochmut und Prahlerei lassen. Zum Lohn für deine Nöten ernenne ich dich aber zum Oberfeldwebel.
Seitdem sprach das Schneiderlein nie wieder von seinem Mut, brachte es auch nicht weiter. Der Schuster aber starb als Generalfeldmarschall.

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