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Sonnenkind

Märchen von Paula Dehmel, Seite 3 ( von 3 )

Er bangt sich gewiss auch nach seinem Schwesterchen, und denk mal, du hast doch noch dein Muttchen, deinen lieben Vater und euren Wächter; - er hat niemand: lauter fremde Menschen, an die er sich erst gewöhnen muss." Mit wurde ganz still im Herzen, als Sonnenkind so zu mir redete. Ich wollte ganz gewiss nicht mehr so unartig sein wie heut Mittag, und gleich, wenn ich nach Hause käme, wollte ich die Stickerei für Karl anfangen. Als wir aus der kleinen Eisenbahn ausstiegen und wieder an der Blutbuche standen, sagte mit Sonnenkind Lebewohl. Ich sah ihn traurig an. "Wirst du denn nun nie mehr wiederkommen und so schön mit mir spielen?"
"Vielleicht," sagte er, "vielleicht; aber weil du so liebe braune Augen hast und so gern mit deinem Bruder spielst, was nicht vieler Kinder Sache ist - will ich dir was Schönes schenken." Damit nahm er einen der Nusszweige und pflanzte ihn in die Erde.
"Nimm ihn mit, wohin du immer kommst," sagte er und küsste mich.
Dann ging er leise über das Ährenfeld, mitten in die Abendsonne hinein, die wie eine große, rote Blume am Himmel stand.
Als ich den Nusszweig aus der Erde zog, hatte er Wurzeln und ich pflanzte ihn in unsern Garten, wo er wuchs und gedieh.
So, liebe Kinder, bin ich zu meinem lieben Geschichtenbäumchen gekommen, das mir all die schönen Märchen und Lieder erzählt und vorsingt. Wenn ich traurig bin, setze ich mich unter seine Zweige; da kommen die blauen Schmetterlinge und die bunten Vögelchen und wollen mich auf andere Gedanken bringen; und wenn das nicht hilft, mache ich die Augen zu. Dann sehe ich Sonnenkind in seiner Schönheit vor mir, höre seine liebe Stimme, und all die schönen Spiele, die wir zusammen gespielt haben, fallen mir wieder ein. Alle Traurigkeit ist da verflogen, und die Sonne guckt durch die dichtesten Wolken.
Wenn ihr mich an solchen Tagen besucht, spiele ich mit euch was ihr wollt! Aber neue Geschichten kann ich euch wirklich nicht immer erzählen!

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