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Die
Königskinder
Märchen von Ludwig Bechstein, Seite 3 ( von 3 )
Da saß ein gar großer schwarzer Adler am Weg, zu dem riefen die
Kinder voller Angst:
"O lieber Adler, trag' uns geschwind
Hin wo unsere guten Eltern sind."
Und der Vogel machte seine Flügel breit, und trug pfeilschnell die kleinen
Flüchtlinge samt Käthen durch die Lüfte, und setzte sie vor
einem herrlichen Schloss nieder. Da kam ein Mann, angetan mit einem
goldgestickten Mantel und auf dem Haupte trug er eine Krone, und mit ihm kam
eine schöne Frau heraus, die begrüßten und empfingen in der
größten Freude ihre Kinder, welche vor einiger Zeit verloren worden
waren. Und die gute Käthe musste immerdar bei den Kindern bleiben und
wurde sehr gut gehalten. Aber der Adler war wieder hinweg geflogen und als er
den Fingerreif mit den roten Flammensteinen am Finger der nacheilenden Alten
erschaut hatte, war er gierig auf sie niedergestoßen, hatte sie mit
seinen Krallen empor gerissen und dann so lange an ihren Fingern gepickt, bis
er den Ring in seinem Schnabel hatte, dann ließ er die schreiende Alte
los. Diese stürzte vor dem schönen Schloss nieder - aber in einen
Teich, und in demselben Augenblick schnalzte ein mächtiger Fisch empor und
verschlang sie.
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