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Der standhafte
Zinnsoldat
Märchen von Hans Christian Andersen, Seite 3 ( von 3 )
Das Licht schien ganz klar und Jemand rief laut: "Der Zinnsoldat!"
Der Fisch war gefangen worden, auf den Markt gebracht, verkauft und war in die
Küche hinaufgenommen, wo die Köchin ihn mit einem großen Messer
aufschnitt. Sie nahm mit zwei fingern den Soldat mitten um den Leib und trug
ihn in die Stube hinein, wo alle den merkwürdigen Mann sehen wollten, der
im Magen eines Fisches herumgereist war; aber der Zinnsoldat war in derselben
Stube, in der er früher gewesen war, er sah dieselben Kinder und dasselbe
Spielzeug stand auf dem Tische, das herrliche Schloss mit der niedlichen
kleinen Tänzerin, sie hielt sich noch auf dem einen Bein und hatte das
andere hoch in die Luft, sie war auch standhaft; das rührte den
Zinnsoldat, er war nahe daran Zinn zu weinen, aber es schickte sich nicht. Er
sah sie an, aber sie sagten gar nichts.
Da nahm der eine der kleinen Knaben den Soldaten und warf ihn gerade in den
Ofen, obwohl er gar keinen Grund dafür hatte, es war sicher der Kobold in
der Dose, der schuld daran war. Der Zinnsoldat stand ganz beleuchtet da und
fühlte eine Hitze, die schrecklich war; aber ob sie von dem wirklichen
Feuer oder von der Liebe herrührte, das wusste er nicht. Die Farben waren
ganz von ihm abgegangen, ob das auf der Reise geschehen oder ob der Kummer
daran schuld war, konnte Niemand sagen. Er sah das kleine Mädchen an, sie
blickte ihn an, und er fühlte, dass er schmelze, aber noch stand er
standhaft mit dem Gewehre im Arm. Da ging eine Tür auf, der Wind ergriff
die Tänzerin und sie flog, einer Sylphide gleich, gerade in den Ofen zum
Zinnsoldaten, loderte in Flammen auf und war verschwunden, da schmolz der
Zinnsoldat zu einem Klumpen, und als das Mädchen am folgenden Tage die
Asche herausnahm, fand sie ihn als ein kleines Zinnherz; von der Tänzerin
hingegen war nur der Stern noch da, und der war kohlschwarz gebrannt.
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