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Der bekehrte König

Tausend und eine Nacht, Gustav Weil, Seite 2 ( von 3 )

Sie wiesen ihn zurecht und predigten ihm, aber er hörte sie nicht an und ließ sie fortreisen. Er kehrte dann an den Flecken zurück, setzte sich an die Türe des Ladens jener Christin, und als sie ihn fragte, was er wolle, gestand er ihr seine Liebe. sie wendete sich von ihm weg, er aber blieb drei Tage vor der Türe sitzen, ohne etwas zu essen, noch zu trinken, und sah immer der Christin in's Gesicht. Als sie sah, dass sie den Fremden nicht los werden konnte, ging sie zu ihren Leuten und erzählte es ihnen. Diese hetzten den Jungen des Fleckens gegen ihn, sie warfen mit Steinen nach ihm, die ihm fast die Rippen zerschlugen, aber dennoch wich der Fremde nicht von der Stelle. Schon hatten die Einwohner des Fleckens beschlossen, ihn zu töten, als mir Kunde davon ward. Ich ging sogleich zu ihm und fand ihn auf die Erde hingestreckt, ich wischte das Blut von seinem Gesichte ab, trug ihn in's Kloster und pflegte seine Wunden vierzehn Tage lang. Sobald er dann wieder im Stande war zu gehen, verließ er das Kloster und setzte sich wieder vor die Türe des Bäckerladens, um die schöne Christin anzusehen. Als sie ihn wieder bemerkte, ging sie zu ihm und sagte: "Bei Gott, du hast mich gerührt; willst du meinen Glauben annehmen, so heirate ich dich." Der Jüngling antwortete: "Bewahre mich Gott, dass ich den Monotheismus mit dem Polytheismus vertausche!" Da sagte sie: "Komm mit mir in mein Haus, umarme mich und ziehe dann weiter mit deinem Glauben." Aber der Jüngling antwortete: "Ich kann nicht zwölf Jahre der Tugend und Enthaltsamkeit für die Lust eines Augenblickes hingeben." - "So verlasse mich denn," versetzte die Christin. - "Das vermag mein Herz nicht." - Die Christin wendete sich wieder von ihm weg, und die Jungen des Fleckens kamen und warfen ihn mit Steinen, dass er auf sein Gesicht fiel und rief: "Gott, der den Koran vom Himmel gesandt, ist mein Herr, er lässt den Frommen nicht ohne Lohn." Als ich das Lärmen hörte, lief ich wieder aus dem Kloster zu dem Jüngling, jagte die Buben fort und hob ihn von der Erde auf. Da hörte ich wie er sagte: "O Gott, vereinige mich mit ihr im Paradiese!" Ich wollte ihn dann in's Kloster tragen lassen, aber er starb, ehe er es erreichte. Da ließ ich vor dem Flecken ein Grab bauen und beerdigte ihn dort. Um Mitternacht hörte man auf einmal die Christin so laut schreien in ihrem Bette, dass alle Bewohner des Fleckens sich zu ihr drängten, um zu hören, was ihr zugekommen. Da erzählte sie: "Als ich schlief, kam der Muselmann zu mir, der heute gestorben ist, und fasste meine Hand und führte mich in's Paradies; als ich aber an die Pforte des Paradieses kam, ließ mich der Wächter nicht hinein, indem er sagte: Das Paradies bleibt den Abtrünnigen verschlossen. Da bekehrte ich mich vor ihm zum Islamismus und ging mit ihm hinein, hier sah ich Paläste und Gärten, so schön, dass ich sie euch nicht beschreiben kann. Endlich führte er mich in einen großen Palast und sagte: Dieser Palast von Edelsteinen ist für uns bestimmt, ich werde nicht eher hineingehen, bis du bei mir bist, und so Gott will, wird dies in fünf Tagen geschehen. Dann streckte er die Hand nach einem Baume aus, der vor der Türe des Palastes stand, pflückte zwei Äpfel von demselben und sagte: Iss den einen und bewahre den andern für den Prior des Klosters auf. Ich aß den einen und fand ihn so schmackhaft, wie ich noch keinen gegessen. Sodann ergriff er wieder meine Hand und führte mich in meine Wohnung." Ich nahm dann - so fuhr der Diener Gottes fort - den einen Apfel aus ihrer Tasche, und er leuchtete in der dunklen Nacht, wie ein Stern, es war eine Frucht, wie man keine ähnliche auf dieser Welt sieht. Ich nahm ein Messer und zerschnitt ihn in so viele Teile, dass jeder meiner Gefährten im Kloster ein Stück davon bekam, und wir haben nie einen feineren Geschmack noch einen edleren Geruch gefunden, als dieser Apfel hatte; wir dachten: das ist gewiss Satans Werk, der sie von ihrem Glauben abtrünnig machen will. Die Verwandten der Christin führten sie dann nach Hause, aber sie wollte weder Speise noch Trank zu sich nehmen, bis in der fünften Nacht, da stand sie auf, ging auf das Grab des Jünglings, warf sich dort hin und starb, ohne das ihre Leute etwas davon wussten.

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