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Vom
Stiefelputzer Hinkelbrühe
Märchen von Johann Wilhelm Wolf, Seite 2 ( von 2 )
Da stürzten die Diener hinzu, liefen Treppen auf, Treppen ab und suchten
den Vorgestern. Auf dem Hof wünschten sie dem Heute noch eine gute Reise
mit der narrigen Kammerjungfer, denn je mehr die Prinzessin sich sträubte
und schrie, um so mehr lachten sie über ihn und sprachen: "Seht nur,
wie narrig sie ist, der wird Not mit ihr haben." Mein Stiefelputzer fuhr
aber was gibst du, was hast du auf der Landstraße dahin und ruhte nicht,
bis er jenseits der Grenze war. Dort mietete er sich ein prächtiges Haus,
kaufte sich und der Prinzessin herrliche Kleider und wusste sich bald so bei
ihr in Gunst zu setzen, dass sie meinte, sie könne nicht ohne ihn leben.
Der König und die Königin grämten sich unterdessen sehr um ihre
einzige Tochter und ließen dem Stiefelputzer große Summen anbieten,
wenn er sie zurück nach Hause lassen wolle; er ließ ihnen aber
wieder sagen, sie käme nur heim, wenn sie ihn heirate. Was blieb da
übrig? Die Eltern gaben ihre Einwilligung notgezwungen, die Prinzessin
aber von Herzen gern, denn sie gewann ihn mit jedem Tage lieber und zudem
hätte sie ja schwerlich noch einen Prinzen zum Manne bekommen, nachdem sie
so lange bei dem Stiefelputzer gelebt hatte.
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