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Die
erlöste Schlange
Märchen von Johann Wilhelm Wolf, Seite 2 ( von 2 )
So dauerte es bis ein Uhr, da tat es einen schweren Schlag in dem nahen Walde
und die Ungeheuer waren verschwunden. Auch die Schlange war ihm aus der Hand
entschlüpft, dafür aber lag eine wunderschöne Königstochter
neben ihm in seinem harten Bett, die sprach mit freundlichen Blicken: "Ich
danke dir tausendmal, mein lieber und getreuer Erlöser, dass du mich
gerettet hast. Nun wähle dir, willst du mein Gemahl werden, oder hundert
Wagen Gold haben." Der Bauer rieb sich die Augen, denn er glaubte nicht
anders, als das müsse ein Traum sein. Endlich sprach er: "Wenn ihr
mich zum Gemahl haben wollt, allerschönste Prinzessin, dann möchte
ich das lieber, als alles Gold auf der ganzen Welt." Da bot sie ihm die
Hand und er umarmte und küsste sie. Am folgenden Morgen, als er die
Fensterläden öffnete, da stand sein Häuschen in einem
prächtigen Garten mit den schönsten Blumen und Bäumen und nicht
weit davon lag ein Königsschloss und eine große Stadt. Er wusste
nicht wo er stand und ob er wiederum seinen Augen trauen könne. Da sprach
die Prinzessin: "Was du da siehst, ist alles dein, dein Schloss und dein
Garten und dein Königreich." Und sie führte ihn in das Schloss
und Beide wohnten darin und waren glücklich auf Lebenszeit.
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