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Der Wolf und
die sieben jungen Geißlein
Märchen der Gebrüder Grimm, Seite 2 ( von 2 )
Da musste das Geißlein nach Hause laufen und Schere, Nadel und Zwirn
holen. Dann schnitt sie dem Ungetüm den Wanst auf, und kaum hatte sie
einen Schnitt getan, so streckte schon ein Geißlein den Kopf heraus, und
als sie weiter schnitt, so sprangen nacheinander alle sechs heraus, und waren
noch alle am Leben, und hatten nicht einmal Schaden gelitten, denn das
Ungetüm hatte sie in der Gier ganz hinunter geschluckt. Das war eine
Freude! Da herzten sie ihre liebe Mutter, und hüpften wie ein Schneider,
der Hochzeit hält. Die Alte aber sagte 'jetzt geht und sucht Wackersteine,
damit wollen wir dem gottlosen Tier den Bauch füllen, so lange es noch im
Schlafe liegt.' Da schleppten die sieben Geißerchen in aller Eile die
Steine herbei und steckten sie ihm in den Bauch, so viele sie hineinbringen
konnten. Dann nähte ihn die Alte in aller Geschwindigkeit wieder zu, dass
er nichts merkte und sich nicht einmal regte.
Als der Wolf endlich ausgeschlafen hatte, machte er sich auf die Beine, und
weil ihm die Steine im Magen so großen Durst erregten, so wollte er zu
einem Brunnen gehen und trinken. Als er aber anfing zu gehen und sich hin und
her zu bewegen, so stießen die Steine in seinem Bauch aneinander und
rappelten. Da rief er
'was rumpelt und pumpelt
in meinem Bauch herum?
ich meinte es wären sechs Geißlein,
so sinds lauter Wackersteine.'
Und als er an den Brunnen kam und sich über das Wasser bückte und
trinken wollte, da zogen ihn die schweren Steine hinein, und er musste
jämmerlich ersaufen. Als die sieben Geißlein das sahen, da kamen sie
herbei gelaufen, riefe laut 'der Wolf ist tot! der Wolf ist tot!' und tanzten
mit ihrer Mutter vor Freude um den Brunnen herum.
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