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Die drei Nüsse

Märchen von Ludwig Bechstein, Seite 2 ( von 2 )

Als er dies der Prinzessin sagte, denn sie selbst durfte sich nicht umdrehen, sprach sie erschrocken: "Der schwarze Rabe, das ist meine Mutter, welche sich in diese Gestalt verwandelt hat, ich will mich schnell in einen Garten verwandeln und Dich in einen Gärtner, aber behüte die Blumen sorgfältig, dass sie keine abpflücke." Sogleich erfolgte die Verwandlung und der Rabe umschwärmte kreischend den blühenden Garten, indessen der Gärtner wohl auf seiner Hut war, dass ihm keine Blume entwendet würde, und wehrte den Raben kräftig ab. Nach langem vergeblichen Streben, eine Blume nehmen zu können, flog der Vogel zuletzt mit hässlichem Geschrei davon. die Prinzessin und der Prinz nahmen nun wieder ihre natürliche Gestalt an, und eilten weiter. Nach einiger Zeit sagte die Braut wieder: "Sieh Dich um, es brennt mich heiß auf meinem Rücken." Der Prinz sah sich wieder um und gewahrte einen großen Stoßvogel. Als er es seiner Braut sagte, verwandelte sie sich in einen Teich und ihren Geliebten in eine Ente. Schnell stürzte sich der Vogel herab und trank das Wasser so rein aus, dass nicht ein Tropfen mehr darin blieb, dann flog er in die Höhe und ließ drei Nüsse fallen mit dem Zuruf: "Damit, meine Tochter, wirst Du Dein Glück machen!" Dieser Vogel war der verwandelte Vater der Prinzessin. Das Brautpaar nahm nun wieder seine natürliche Gestalt an, und erreichte nicht lange darauf eine Mühle. Der Prinz war aber der Zaubereien und Verwandlungen schon müde; er gedachte an seine Eltern, die nicht wussten, was aus ihm geworden, und sprach zu seiner Begleiterin: "Mein Teure, verbirg Dich jetzt in dieser Mühle, und erhole Dich; ich will erst einmal in meine Heimat gehen, meine alten Eltern vergehen sonst vor Gram, wenn ich wieder zurückkehre, dann will ich dich festlich von hier abholen und heimführen." Traurig ging die Prinzessin hinein in die Mühle und da sie unerkannt bleiben wollte, so verdingte sie sich als Magd hinein und diente da. Der Prinz ging fort nach seiner Heimat. Und bald vergaß er die gute Braut, die ihn doch befreit und errettet, und verlobte sich mit einer andern Prinzessin. Diese hörte die Verlassene in der Mühle, nahm dort Abschied und ging traurig nach dem Schloss des Ungetreuen. Hier öffnete sie eine der drei Nüsse, es entfaltete sich ein herrliches Gewand daraus. Darauf ging die Prinzessin mit dem kostbaren Kleid zu der neuen Braut des Prinzen, und ließ ihr das Kleid zeigen. Das gefiel der Braut über alle Maßen wohl, und sie ließ gleich die Besitzerin kommen und fragen, was sie dafür verlange? Da verlangte Jene ohne Beisein eines Menschen in das Gemach des Prinzen gelassen zu werden. Dies sagte die Braut zu, und bestimmte die Stunde, in welcher die Prinzessin dem Prinzen nahen durfte. Aber als nun die Unterredung stattfinden sollte, und die Prinzessin in das Gemach des Prinzen trat, fand sie ihn schlafend, denn die arge Braut hatte ihm ein Schlaftrunk eingegeben, so dass er nicht mit der reden konnte, die ihn zu sprechen begehrte. Da diese Arme nun so überlistet war, ging sie weinend fort und öffnete ihre zweite Nuss. Aus der quoll noch ein schöneres Kleid, und damit tat die Prinzessin, wie sie mit dem ersten getan. Die habgierige Braut wollte wohl auch diese Kleid haben, deshalb sagte sie auch der Prinzessin zu, dass sie ohne Beisein eines Menschen mit dem Prinzen reden sollte, aber sie hatte einen abgerichteten großen Hund, den ließ sie in das Gemach des Prinzen kurz vorher, ehe die Prinzessin eintrat, und der bellte nun so laut und fürchterlich, dass sie erschrak, und kein Wort sprechen konnte, und weinend fortgehen musste, denn er ließ sich von dem Prinzen nicht beschwichtigen. Jetzt nahm sie zur dritten Nuss ihre Zuflucht, öffnete sie und das allerköstlichste Gewand, schöner als je eins auf Erden war, kam heraus. Dies trug sie abermals der Prinzessin hin, ließ sich aber diesmal das Wort geben, dass ihr vergönnt sein müsse, mit dem Prinzen zu reden, außerdem würde sie das Kleid nicht lassen. Da siegte die Pracht des Kleides und der Braut Putzsucht und Eitelkeit über ihre Eifersucht und Tücke, und sie gewährte die erbetene Unterredung.
Als aber nun die Prinzessin zu dem Prinzen trat, gab sie sich ihm zu erkennen, und hielt ihm sein Unrecht sanft vor, sagte ihm auch, wie hartnäckig und arglistig ihr die Unterredung zweimal vereitelt worden sei. Da schwand alle Neigung zu der Braut aus des Prinzen Herzen und kehrte sich wieder zu der sanften und duldenden Prinzessin. Er führte sie zu seinen Eltern und gab jener andern Braut wiederum den Abschied, doch die Kleider durfte sie behalten. Als sie sich aber damit schmücken wollte, fiel eins nach dem andern in eitel Fetzen ihr vom Leibe herab.

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