|
Gagliuso
Neapolitanisches Märchen, Seite 3 ( von 3 )
Am Ende des Festmonats wünschte Gagliuso seine Frau auf seine Güter
zu führen. Der König begleitet ihn bis an die Grenze und er ging nach
der Lombardei, wo er auf den Rat der Katze Güter kaufte und ein Baron
wurde.
Als Gagliuso sich nun so außerordentlich reich sah, dankte er der Katze
über allen Ausdruck, und sagte, dass er ihren guten Diensten sein Leben
und seine Größe verdanke; und das die Gescheitheit einer Katze mehr
für ihn getan habe, als die Geschicklichkeit seines Vaters. Sie
könne, fuhr er fort, mit seinem Leben und seinem Eigentum schalten und
walten, wie ihr gefalle, und er verspräche ihr, dass, wenn sie
stürbe, was aber auch nach seinem Wunsche erst in hundert Jahren geschehen
möge, so wolle er sie einbalsamieren, in einen goldenen Sarg legen und auf
sein Zimmer bringen lassen, damit ihm ihr Andenken beständig vor den Augen
sei.
Die Katze hörte diese verschwenderische Versprechung und stellte sich in
den nächsten Tagen tot, indem sie sich der Länge nach im Garten
ausstreckte. Gagliuso's Frau gewahrte es und rief: "Welch ein
Unglück, die Katze ist tot, mein Gemahl!" "Sterbe der Teufel mit
ihr," sagte Gagliuso, "besser sie, als wir." - "Was sollen
wir mit ihr anfangen?" fragte die Frau. - "Nimm sie bei den Beinen
und wirf sie fort," sagte er.
Die Katze, die diese böse antwort hörte, als sie sie am Wenigsten
vermutete, rief: - "Das ist wohl die Belohnung dafür, dass ich die
Fliege von euch abgewehrt habe? Das ist wohl der Dank, dass ich euch von Lumpen
befreit habe? Das ist die Vergeltung, dass ich euch schön gekleidet und
fütterte, als ihr ein armer, verhungerter, erbärmlicher
schlotterhosiger Schuft war't?"
"Das kommt davon, wenn man einem Esel den Kopf wäscht. Verflucht sei
Alles, was ich für euch tat, ihr seid nicht wert, dass ich Euch in's
Gesicht speie. - Einen schönen goldnen Sarg habt ihr mir machen lassen;
ein schönes Leichenbegräbnis wolltet ihr mir ausrichten! Geht nur!
dienen, arbeiten, sich abquälen, schwitzen, um solchen Lohn dafür zu
haben! - Wehe dem, der eine gute Tat in Hoffnung auf Vergeltung tut. Wie
richtig sagt nicht der Philosoph - wer als ein Esel schlafen geht, steht als
ein Esel wieder auf. - Wer am Meisen tut, hat am Wenigsten zu erwarten. Aber
guter Worte und schlechte Taten täuschen sowohl Weise als Narren."
Als sie diese sagte, schlug sie ihren Mantel um sich und machte sich auf den
Weg; was Gagliuso ihr auch sagen mochte mit der äußersten Demut,
nichts war im Stande sie zu besänftigen. Sie wollte nicht umkehren,
sondern rannte immer weiter, ohne sich umzusehen und rief: "Gott
behüte Euch vor einem arm gewordenen Reichen, und vor einem reich
gewordenen Armen."
|
|