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Gagliuso
Neapolitanisches Märchen, Seite 2 ( von 3 )
Darauf antwortete die Katze: "Herr von Gagliuso wünscht sich
sehnlichst, sein Leben und sein Blut für euer Hoheit Krone zu wagen, und
wird unfehlbar morgen früh, sobald die Sonne die Stoppeln des Lustfeldes
angezündet hat, kommen, euch seine Aufwartung zu machen."
Am nächsten Morgen ging die Katze wiederum zum Könige und sagte:
"Majestät! Herr von Gagliuso lässt sich entschuldigen, seine
Kämmerlinge sind heute Nacht davon gelaufen und haben ihm nicht einmal ein
Hemd gelassen." Als der König das hörte, ließ er sogleich
eine Menge Kleider und Wäsche aus seiner Gardarobe nehmen und sandte sie
dem Gagliuso. Ehe zwei Stunden vergingen, begab sich dieser, von der Katze
begleitet, nach dem Palaste, wo er eine Menge Komplimente vom Könige
empfing, der ihn an seiner Seite sitzen ließ und ihn so prächtig
traktierte, dass ihr euch darüber wundern würdet.
Während sie aßen, wandte sich Gagliuso von Zeit zu Zeit zu der Katze
und sagte zu ihr: "Mein Schätzchen, lass diese vier Finger dir
empfohlen sein, damit sie nicht auf den unrechten Weg kommen," und die
Katze pflegte zu antworten: "Seid ruhig, seid ruhig, sprecht nicht von
solchen erbärmlichen dingen." - Da der König zu wissen
wünschte, wovon die Rede sei, so antwortete die Katze, dass er eine kleine
Zitrone verlange, und der König ließ sogleich einen ganzen Korb voll
aus dem Garten holen. - Gagliuso fing wieder von Neuem so an und die Katze
hieß ihn wieder schweigen, der König fragte wieder, wovon die Rede
sei, und die Katze hatte eine andere Entschuldigung für Gagliusos
Unwissenheit bei der Hand.
Nachdem sie nun eine gute Weile gegessen und geplaudert hatten, beurlaubte sich
Gagliuso und die Katze blieb bei dem Könige, die Vorzüge, den
Verstand und den Geist Gagliuso's, vor Allem aber seine großen
Reichtümer in den römischen und lombardischen Ebenen, die ihn wohl
berechtigten in eine Königsfamilie hinein zu heiraten, über die
Maßen zu preisen. - Der König fragte, wie hoch sich wohl sein
Vermögen beliefe, und die Katze erwiderte, Niemand könne die
Mobilien, Immobilien und das Hausgeräte dieses ungeheuer reichen Mannes,
der selber nicht wisse, was er besäße zählen. Wünsche aber
der König Erkundigungen darüber einzuziehen, so möge er nur
Leute mit ihr aus dem Königreiche senden, und sie würde ihm beweisen,
dass ihr Herr, was den Reichtum beträfe, in der ganzen Welt seines
Gleichen suche.
Der König rief einige zuverlässige Leute und trug ihnen auf, die
Sache genau zu erforschen. Diese folgten der Katze, welche, sobald sie
über die Grenze des Königsreichs war, von Zeit zu Zeit, unter dem
Vorwande, Erfrischungen zu besorgen, vorauszulaufen pflegte. Wo sie nun eine
Herde Schafe, Kühe, Pferde oder Ferkel antraf, rief sie dem Hirten und dem
Hirtenjungen zu: "Nehmt euch in Acht! es kommt ein Trupp Räuber, um
Alles fortzuschleppen. Wünscht ihr euch nun der Wut derselben zu entziehen
und euer Besitztum verschont zu sehen, so sagte, es gehöre dem Herrn von
Gagliuso, und kein Haar wird euch gekrümmt werden." Dasselbe sagte
sie auf allen Meierhöfen, die sie unterwegs antraf, so dass des
Königs Leute, wohin sie auch kamen, überall die Geigen gestimmt
fanden, denn Alles gehörte dem Herrn von Gagliuso. - Am Ende wurden sie
des Fragens überdrüssig, gingen deshalb zurück zu dem König
und erzählten ihm Berge und Seen von Reichtümern des Herrn Gagliuso.
- Als dieser es hörte, versprach er der Katze ein gutes Trinkgeld, wenn
sie die Heirat zu Stande brächte. Die Katze, die den Kuppler zwischen
ihnen spielte, gelang es auch endlich, die Sache in Richtigkeit zu bringen.
Gagliuso kam und der König gab ihm seine Tochter und eine reiche Mitgift.
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