|
Die
grünlockige Fee
Provenzalisches Märchen, Seite 3 ( von 3 )
Er sank bis zu dem korallenen Palaste, wie bei dem ersten Mal,
fürchterliches Geräusch erfüllte sein Ohr, seine zerstreuten
Locken wurden von den Seepflanzen zerrissen, und die Ungeheuer der Tiefe
begleiteten sein Fahrt mit schrecklichem Gebrüll.
Bleich, blutig und halbtot vor Furcht kam er zu der Fee. Sie stand vor ihm, der
Zorn hatte ihr Antlitz auf gleiche Weise entfärbt, wie das ihres
Geliebten, so dass man nicht sagen konnte, wem das Schicksal drohe; ihr Antlitz
war gleich gelb, ihre Lippen zitterten gleich sehr von innerer Bewegung.
Nichts vermochte die Fee zu rühren, weder Brincan's Jugend noch seine
Schönheit, noch seine Tränen, die von seinen weißen Wangen
herabrollten und auf die Ambraflur des Palastes fielen.
Da sie wenig zu sprechen pflegte, so richtete sie ihre glänzenden Augen
auf den Jüngling und äußerte nur folgende Worte: "Du hast
mich betrogen, Du musst sterben." - Darauf gab sie ein Zeichen und der
unglückliche Brincan ging von selbst aus dem Palaste und warf sich den
Ungeheuern, die auf ihre Beute harrten, in den Rachen. - Als sie ihn zerrissen,
konnte er noch das wilde Hohngelächter der grausamen Fee hören.
Einige sagen jedoch, dass sie schöne Jünglinge zu gern hatte, um
Brincan von wilden Ungeheuern zerreißen zu lassen, dass sie ihn aber eine
lange Zeit bei sich behielt, ohne ihm die Rückkehr auf die Erde zu
gestatten. Endlich aber, als die Runzeln sich einstellten und die schöne
Stirn des unglücklichen jungen Mannes furchten, als das Alter seine
rosigen Wangen bleichte, soll sie ihm erlaubt haben, den Menschen ein
frühreifes Alter zu zeigen; und unsere Väter erinnern sich, einen
alten Fischer gesehen zu haben, dessen schwache Hand kaum die Angel halten
konnte; dieser Greis, sagten sie, war Brincan.
|
|