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Der
Schuhmacher
Irisches Märchen, Seite 1 ( von 2 )
Es gibt eine Art Menschen, denen jeder einmal hier und da begegnet ist,
Menschen, die tun, als glaubten sie nicht, woran sie im Herzen doch glauben und
wovor sie sich fürchten. Felix O'Driscoll war ein solcher, überall
mit dem Munde voraus, ein Schreier und Schwätzer, gab er vor, weder an die
Elfen, noch an Cluricaune und Phuken zu glauben und manchmal war er so
unverschämt, sich anzustellen, als bezweifle er das Dasein der Geister, an
welche doch jeder Mensch auf irgend eine Weise glaubt. Die Leute aber pflegten
sich zu winken oder einander anzusehen, wenn Felix prahlte, denn man hatte
bemerkt, dass er sich fürchtete, wenn er über die Furt von Ahnamoe
bei Nacht ging und dass, wenn er einmal über den alten Kirchplatz von
Grenaugh in der Dunkelheit ritt, obgleich er sich Mut genug getrunken hatte, er
sein Pferd in Trab setzte, so dass Niemand gleichen Schritt mit ihm halten
konnte und er regelmäßig von Zeit zu Zeit einen scharfen Blick
über seine linke Schulter warf.
Eines Abends saßen in Lorenz Reilly's Wirtshaus Leute beisammen, tranken
und schwätzten und Felix war auch dabei. Er fing wie gewöhnlich, mit
seinem Geschwätz über die Elfen an und schwur, dass er nicht glaube,
es gäbe etwas Lebendiges außer Menschen und Tieren, Fischen und
Vögeln und solchen Dingen, die man mit Augen sehen könnte; er begann
auf eine so freche Art von dem stillen Volke zu reden, dass etliche in der
Gesellschaft erschraken und sich bekreuzigten, ungewiss, was sich ereignen
könnte, als eine alte Frau, Moirna Hogaune genannt, welche in einen blauen
Mantel gewickelt, in der Ecke beim Feuer gesessen und ihre Pfeife geraucht
hatte, ohne in das Gespräch sich einzulassen, ihre Pfeife aus dem Munde
nahm, ins Feuer spie und sich umwendend den Felix ins Auge fasste.
"Ihr glaubt also nicht, dass es solche Wesen gibt, als die
Cluricaune?" sagte sie.
Felix sah sie erschrocken an, antwortete aber nichts. "Auf meine Treue, es
ziemt wohl Eures gleichen, der nichts ist, als ein Stück von einem
Gelbschnabel, Euch anzumaßen, Ihr glaubet nicht an das, was Euer Vater,
Eures Vater Vater und dessen Voreltern vor ihm niemals im geringsten bezweifelt
haben. Doch ich will nicht viele Worte machen, man spricht, wer sieht, der
glaubt, so will ich, der ich Eure Großmutter sein könnte, Euch
sagen, dass es solche Wesen gibt, wie die Cluricaune, und dass ich selbst eine
gesehen habe. Was wollt Ihr nun."
Jedermann in der Stube richtete erstaunt seine Augen nach ihr hin und
drängte sich zu dem Feuer, um mit zuhören. Felix versuchte zu lachen,
aber es wollte nicht gehen und niemand achtete darauf.
"Ich erinnere mich," sagte sie, "einige Zeit, nachdem ich meinen
braven Mann, der nun auch dahin gestorben ist, geheiratet hatte, es war gerade,
dass ich es bei der Gelegenheit sage, kurz vorher, ehe ich mein erstes Kind
bekam (und das ist schon eine schöne Zeit) dass ich mich herausgesetzt
hatte in unser kleines Gärtchen, mit dem Strickzeug in der Hand, auf die
Bienen Acht zu geben, welche schwärmen wollten. Es war ein schöner
Tag mit Sonnenschein in der Mitte Juni, die Bienen flogen von ihren Körben
summend aus und ein, die Vögel zwitscherten und hüpften in dem
Gebüsch und die Schmetterlinge schwärmten umher und ließen auf
die Blumen nieder, und Alles duftete so frisch und süß und ich
fühlte mich so glücklich, dass ich kaum wusste, wo ich war. Auf
einmal hörte ich zwischen einigen Reihen Bohnen, die wir in der Ecke des
Gartens hatten, ein Geräusch, das ging ticktack, ticktack! gerade als wenn
ein Schuster den Absatz an einem Schuh anschlägt. "Gott behüte
uns!" sagte ich zu mir selbst, "was in aller Welt kann das
sein?"
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