Maerchen.org - Der Schuhmacher
Impressum

   Märchen von ...
   Gebrüder Grimm
   Ludwig Bechstein
   Wolf
   Hans Christian Andersen
   Hauff
   ETA Hoffmann
   Tausendundeine Nacht


   Märchen aus aller Welt
   neuere Märchen

   beliebte Märchen
   Schneewittchen
   Dornröschen
   Rapunzel
   Rotkäppchen
   Aschenputtel
   Hänsel und Gretel
   Bremer Stadtmusikanten
   Der Froschkönig
   Das hässliche Entlein


   Alice im Wunderland
   illustriert
   und auf englisch




   Links ins Internet
   Märchenseiten
   Literaturseiten
   Internetseiten



Der Schuhmacher

Irisches Märchen, Seite 1 ( von 2 )

Es gibt eine Art Menschen, denen jeder einmal hier und da begegnet ist, Menschen, die tun, als glaubten sie nicht, woran sie im Herzen doch glauben und wovor sie sich fürchten. Felix O'Driscoll war ein solcher, überall mit dem Munde voraus, ein Schreier und Schwätzer, gab er vor, weder an die Elfen, noch an Cluricaune und Phuken zu glauben und manchmal war er so unverschämt, sich anzustellen, als bezweifle er das Dasein der Geister, an welche doch jeder Mensch auf irgend eine Weise glaubt. Die Leute aber pflegten sich zu winken oder einander anzusehen, wenn Felix prahlte, denn man hatte bemerkt, dass er sich fürchtete, wenn er über die Furt von Ahnamoe bei Nacht ging und dass, wenn er einmal über den alten Kirchplatz von Grenaugh in der Dunkelheit ritt, obgleich er sich Mut genug getrunken hatte, er sein Pferd in Trab setzte, so dass Niemand gleichen Schritt mit ihm halten konnte und er regelmäßig von Zeit zu Zeit einen scharfen Blick über seine linke Schulter warf.
Eines Abends saßen in Lorenz Reilly's Wirtshaus Leute beisammen, tranken und schwätzten und Felix war auch dabei. Er fing wie gewöhnlich, mit seinem Geschwätz über die Elfen an und schwur, dass er nicht glaube, es gäbe etwas Lebendiges außer Menschen und Tieren, Fischen und Vögeln und solchen Dingen, die man mit Augen sehen könnte; er begann auf eine so freche Art von dem stillen Volke zu reden, dass etliche in der Gesellschaft erschraken und sich bekreuzigten, ungewiss, was sich ereignen könnte, als eine alte Frau, Moirna Hogaune genannt, welche in einen blauen Mantel gewickelt, in der Ecke beim Feuer gesessen und ihre Pfeife geraucht hatte, ohne in das Gespräch sich einzulassen, ihre Pfeife aus dem Munde nahm, ins Feuer spie und sich umwendend den Felix ins Auge fasste.
"Ihr glaubt also nicht, dass es solche Wesen gibt, als die Cluricaune?" sagte sie.
Felix sah sie erschrocken an, antwortete aber nichts. "Auf meine Treue, es ziemt wohl Eures gleichen, der nichts ist, als ein Stück von einem Gelbschnabel, Euch anzumaßen, Ihr glaubet nicht an das, was Euer Vater, Eures Vater Vater und dessen Voreltern vor ihm niemals im geringsten bezweifelt haben. Doch ich will nicht viele Worte machen, man spricht, wer sieht, der glaubt, so will ich, der ich Eure Großmutter sein könnte, Euch sagen, dass es solche Wesen gibt, wie die Cluricaune, und dass ich selbst eine gesehen habe. Was wollt Ihr nun."
Jedermann in der Stube richtete erstaunt seine Augen nach ihr hin und drängte sich zu dem Feuer, um mit zuhören. Felix versuchte zu lachen, aber es wollte nicht gehen und niemand achtete darauf.
"Ich erinnere mich," sagte sie, "einige Zeit, nachdem ich meinen braven Mann, der nun auch dahin gestorben ist, geheiratet hatte, es war gerade, dass ich es bei der Gelegenheit sage, kurz vorher, ehe ich mein erstes Kind bekam (und das ist schon eine schöne Zeit) dass ich mich herausgesetzt hatte in unser kleines Gärtchen, mit dem Strickzeug in der Hand, auf die Bienen Acht zu geben, welche schwärmen wollten. Es war ein schöner Tag mit Sonnenschein in der Mitte Juni, die Bienen flogen von ihren Körben summend aus und ein, die Vögel zwitscherten und hüpften in dem Gebüsch und die Schmetterlinge schwärmten umher und ließen auf die Blumen nieder, und Alles duftete so frisch und süß und ich fühlte mich so glücklich, dass ich kaum wusste, wo ich war. Auf einmal hörte ich zwischen einigen Reihen Bohnen, die wir in der Ecke des Gartens hatten, ein Geräusch, das ging ticktack, ticktack! gerade als wenn ein Schuster den Absatz an einem Schuh anschlägt. "Gott behüte uns!" sagte ich zu mir selbst, "was in aller Welt kann das sein?"

Seite: Seite 1 - Der Schuhmacher   Seite 2 - Der Schuhmacher






Maerchen.org
copyright © 2007, camo & pfeiffer



Märchensammlung - Der Schuhmacher