Maerchen.org - Der Schuhmacher
Impressum

   Märchen von ...
   Gebrüder Grimm
   Ludwig Bechstein
   Wolf
   Hans Christian Andersen
   Hauff
   ETA Hoffmann
   Tausendundeine Nacht


   Märchen aus aller Welt
   neuere Märchen

   beliebte Märchen
   Schneewittchen
   Dornröschen
   Rapunzel
   Rotkäppchen
   Aschenputtel
   Hänsel und Gretel
   Bremer Stadtmusikanten
   Der Froschkönig
   Das hässliche Entlein


   Alice im Wunderland
   illustriert
   und auf englisch




   Links ins Internet
   Märchenseiten
   Literaturseiten
   Internetseiten



Der Schuhmacher

Irisches Märchen, Seite 2 ( von 2 )

Ich legte mein Strickzeug nieder, stieg auf, schlich mich sachte zu den Bohnen hin, und glaubt mir nimmermehr, wenn ich nicht vor mir, mitten darin, ein altes Männchen sitzen sah, nicht den vierten Teil so groß, als ein neugebornes Kind, ein kleines aufgekrempeltes Hütchen auf dem Haupt, ein Pfeifenstümpfchen in dem Mund, aus dem es beständig rauchte und einen schlichten altfränkischen, erbsenfarbigen Rock mit großen Knöpfen auf dem Leibe, ein paar massiv silberne Schnallen auf den Schuhen, die den ganzen Fuß bedeckten, so groß waren sie; dabei arbeitete er in einem fort so eiffrig, als er konnte, indem er Absätze in ein paar kleine Holzschuhe machte. So wie meine Augen nur auf ihn fielen, wusste ich auch, dass es ein Cluricaun war, und keck und beherzt sagte ich zu ihm: "Gott erhalte Euch, lieber Mann, das ist saure Arbeit für den heißen Tag! Er schaute auf und kam mir vor, als wäre er von Wachs. Indem stürzte ich auf ihn zu, bekam ihn in meine Hand zu fassen und fragte, wo sein Geldbeutel wäre? "Geld?" sagte er "Geld, wahrhaftig! und wie sollte ein armes altes Geschöpf, wie ich bin, zu Geld kommen?" "Zaubert nicht," gab ich zur Antwort, keine von Eueren Streichen! Jedermann weiß, dass die Cluricaune wie Ihr, so reich sind, wie der Teufel selbst. Zugleich zog ich ein Messer, das ich in meiner Tasche hatte, machte ein Gesicht, so bös, als ich nur immer konnte, und in Wahrheit, es war nicht leicht für mich (denn mein Gesicht war freundlich und gutmütig, wie Ihr nur eins zu Carrignavar sehen könnt), und schwur, wenn er mir nicht augenblicklich seinen Beutel gäbe, oder einen Topf mit Geld zeigte, so würde ich ihm die Nase aus dem Gesicht schneiden. Ich muss gestehen, das kleine Männchen sah sehr erschrocken aus, als es diese Worte hörte, dass ich in meinem Herzen mich zu Mitleid gegen das arme Geschöpf bewogen fühlte. "Nun so kommt," sprach er, "kommt mit mir ein paar Felder abwärts, so will ich Euch zeigen, wo ich mein Geld aufbewahre. Immer den Kleinen in der Hand haltend und meine Augen fest auf ihn richtend, ging ich fort, als ich plötzlich ein Sausen hinter mir hörte. "Dort! dort!" rief er, "schwärmen Eure Bienen und gehen miteinander fort!" Ich war so einfältig und drehte den Kopf um, und als ich durchaus nichts sah und mich wieder nach dem Kleinen umwendete, so hatte ich nichts mehr in der Hand. Denn da ich so unglücklich gewesen war, ihn aus den Augen zu lassen, so entschlüpfte er aus meiner Hand, wie ein Nebel oder Hauch, und mit keinem Tritte kam er je wieder meinem Garten nah.

Seite: Seite 1 - Der Schuhmacher   Seite 2 - Der Schuhmacher






Maerchen.org
copyright © 2007, camo & pfeiffer



Märchensammlung - Der Schuhmacher