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Die glückliche Familie

Märchen von Hans Christian Andersen, Seite 2 ( von 2 )

"Da ist nichts außerhalb!" sagte der Schneckenvater. "Besser als bei uns kann es nirgends sein, und ich habe nichts zu wünschen!" "Ja", sagte die Schneckenmutter, "ich möchte wohl nach dem Herrenhof kommen, gekocht und auf eine silberne Schüssel gelegt werden, das ist allen unsern Vorfahren widerfahren, und glaube mir, es ist ganz etwas Besonderes dabei!"
"Der Herrenhof ist vielleicht zusammengestürzt", sagte der Schneckenvater, "oder der Klettenwald ist darüber hinweg gewachsen, so dass die Menschen nicht herauskommen können. Übrigens hat das keine Eile, Du eilst immer gewaltig und der Kleine fängt auch schon damit an; er ist nun in drei Tagen an dem Stiel hinauf gekrochen, mir wird schwindlig, wenn ich zu ihm hinauf sehe!"
"Du musst nicht schelten!" sagte die Schneckenmutter. "Er kriecht so besonnen; wir werden noch Freude an ihm erleben, und wir Alten haben ja nichts Anderes, wofür wir leben können! Hast Du aber wohl daran gedacht, wo wir eine Frau für ihn hernehmen? Glaubst du nicht, dass da weit hinein in dem Klettenwald noch Jemand von unserer Art sein möchte?"
"Schwarze Schnecken glaube ich, werden wohl da sein", sagte der Alte; "schwarze Schnecken ohne Haus, aber das ist gemein, und doch sind sie stolz. Aber wir können die Ameisen damit beauftragen, die laufen hin und her, als ob sie etwas zu tun hätten, sie wissen sicher eine Frau für unsern Kleinen."
"Ich weiß freilich die allerschönste", sagte eine der Ameisen, "aber ich fürchte, es geht nicht, denn sie ist eine Königin!"
"Das schadet nichts!" sagte die Alten. "Hat sie ein Haus?" "Sie hat ein Schloss", sagte die Ameise, "das schönste Ameisenschloss ,mit siebenhundert Gängen."
"Schönen Dank!" sagte die Schneckenmutter. "Unser Sohn soll nicht in einen Ameisenhaufen! Wisst ihr nichts Besseres, so geben wir den Auftrag den weißen Mücken, die fliegen bei Regen und Sonnenschein weit umher und kennen den Klettenwald von innen und außen."
"Wir haben eine Frau für ihn!" sagten die Mücken. "Hundert Menschenschritte von hier sitzt auf einem Stachelbeerstrauch eine kleine Schnecke mit einem Hause, sie ist ganz allein, und alt genug, sich zu verheiraten. Es sind nur hundert Menschenschritte!" "Ja lasst sie zu ihm kommen", sagte die Alten, "er hat einen Klettenwald, sie hat nur einen Strauch!"
Sie holten das kleine Schneckenfräulein. Es währte acht Tage, ehe sie eintraf, aber das war gerade das vornehme dabei daran konnte man sehen, dass sie von der rechte Art war.
Dann hielten sie Hochzeit. Sechs Johanniswürmer leuchteten so gut sie konnten; übrigens ging es im Ganzen still zu, denn die alten Schnecken konnten Schwärmen und Lustbarkeit nicht ertragen. Aber eine schöne Rede wurde von der Schneckenmutter gehalten; der Vater konnte nicht reden, er war zu bewegt, und dann gaben sie ihnen den ganzen Klettenwald zur Erbschaft und sagten was sie immer gesagt hatten, dass es das Beste in der Welt sei und wenn sie redlich und ordentlich lebten und sich vermehrten, dann würden sie und ihre Kinder einst nach dem Herrenhofe kommen, schwarz gekocht und auf eine silberne Schüssel gelegt werden. Nachdem die Rede gehalten war, krochen die Alten in ihre Häuser und kamen nie wieder heraus; sie schliefen. Das junge Schneckenpaar regierte im Walde und erhielten eine große Nachkommenschaft, aber sie wurden nie gekocht und sie kamen nie auf eine silberne Schüssel, woraus sie den Schluss zogen, dass der Herrenhof zusammengestürzt sei und das alle Menschen in der Welt ausgestorben seien, und da ihnen Niemand widersprach, so musste es ja wahr sein. Der Regen schlug auf die Klettenblätter, um für sie eine Trommelmusik zu veranstalten, und die Sonne schien, um den Klettenwald für sie zu beleuchten; und sie waren sehr glücklich und die ganze Familie war glücklich.

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