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Das
hässliche junge Entlein
Märchen von Hans Christian Andersen, Seite 5 ( von 6 )
Das arme Entlein hatte es wahrlich nicht gut. Eines Abends, als die Sonne
schön unterging, kam ein ganzer Schwarm herrlicher großer Vögel
aus dem Busche; das Entlein hatte solche nie so schön gesehen. Sie waren
ganz blendend weiß, mit langen, geschmeidigen Hälften, es waren
Schwäne. Sie stießen einen ganz eigentümlichen ton aus,
breiteten ihre prächtigen langen Flügel aus und flogen von der kalten
Gegend fort nach warmen Ländern, nach offenen Seen. Sie stiegen sehr hoch,
und dem hässlichen kleinen Entlein wurde sonderbar zu Mute, es drehte sich
im Wasser wie ein Rad rund herum, streckte den Hals hoch in die Luft nach ihnen
aus und stieß einen so lauten und sonderbaren Schrei aus, dass es sich
selbst davor fürchtete. O, es konnte die schönen, die
glücklichen Vögel nicht vergessen, und so bald es sie nicht mehr
erblickte, tauchte er gerade bis auf den Grund, und als es wieder heraufkam,
war es gerade wie außer sich. Es wusste nicht, wie die Vögel
hießen, nicht, wohin sie flogen, aber doch war es ihnen gut, wie es nie
Jemand gewesen. Es beneidete sie durchaus nicht; wie konnte es ihm einfallen,
sich solche Lieblichkeit zu wünschen! Es wäre schon froh gewesen,
wenn die Enten es unter sich geduldet hätten, das arme hässliche
Tier! Der Winter wurde immer kälter; das Entlein musste im Wasser
herumschwimmen, um das völlige Zufrieren desselben zu verhindern; aber in
der Nacht wurde das Loch, worin es schwamm, kleiner und kleiner; es fror, so
dass es in der Eisdecke knackte, das Entlein musste fortwährend die Beine
gebrauchen, damit das Wasser sich nicht schloss; zuletzt wurde es matt, lag
ganz still und fror so im Eise fest.
Des Morgens früh kam ein Landmann, der dies sah; er ging hin und schlug
mit seinem Holzschuh das eis in Stücke und trug das entlein heim zu seiner
Frau. Da wurde es wieder belebt. Die Kinder wollten mit demselben spielen, aber
das Entlein glaubte, sie wollten ihm etwas zu Leide tun, und fuhr in der Angst
gerade in den Milchnapf hinein, so dass die Milch in die Stube hinausspritzte,
die Frau schrie, schlug die Hände zusammen, worauf es in das Butterfass,
dann hinunter in die Milchtonne und dann wieder aufflog. Wie sah es da aus! Die
Frau schrie und schlug mit der Feuerzange danach, die Kinder rannten einander
über den Haufen, um das Entlein zu fangen, sie lachten und schrieen! Gut
war es, dass die Tür aufstand und es zwischen die Reiser in den
frischgefallenen Schnee schlüpfen konnte, da lag es, ganz ermattet.
Aber all die Not und das Elend, welches das Entlein in dem harten Winter
erdulden musste, zu erzählen, würde zu trübe sein. Es lag im
Moor, zwischen dem Rohre, als die Sonne wieder warm zu scheinen begann; die
Lerchen sangen - es war herrlicher Frühling. Da konnte auf einmal das
Entlein seine Flügel schwingen, sie brausten stärker als früher
und trugen es kräftig davon, und ehe dasselbe es recht wusste, befand es
sich in einem großen Garten, wo die Apfelbäume in Blüte
standen, wo der Flieder duftete und seine langen grünen Zweige gerade bis
zu den gekrümmten Kanälen hinunter neigte. O, hier war es schön
und frühlingsfrisch! Gerade vorn aus dem Dickicht kamen drei
prächtige weiße Schwäne; sie brausten mit den Federn und
schwammen leicht auf dem Wasser. Das Entlein kannte die prächtigen Tiere
und wurde von einer eigentümlichen Traurigkeit befallen.
"Ich will zu ihnen hinfliegen, zu den königlichen Vögel, und sie
werden mich totschlagen, weil ich, da ich so hässlich bin, mich ihnen zu
nähern wage; aber das ist ja gleichviel! Besser, von ihnen getötet,
als von den Enten gezwackt, von den Hühnern geschlagen, von dem
Mädchen, welches den Hühnerhof hütete, gestoßen zu werden
und im Winter Mangel zu leiden. Es flog hinaus in das Wasser und schwamm den
prächtigen Schwänen entgegen; diese erblickten es und schossen mit
brausenden Federn auf dasselbe los. "Tötet mich nur!" sagte das
arme Tier und neigte seinen Kopf der Wasserfläche zu und erwartete den
Tod. Aber was erblickte es in dem klaren Wasser?
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