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Das
hässliche junge Entlein
Märchen von Hans Christian Andersen, Seite 3 ( von 6 )
Da lief und flog es über das Gehege; die kleinen Vögel in den
Büschen flogen erschrocken auf. "Das geschieht, weil ich
hässlich bin!" dachte das Entlein und schloss die Augen, lief aber
gleichwohl weiter; so kam es hinaus zu dem großen Moor, wo die wilden
Enten wohnten. Hier lag es die ganze Nacht, es war sehr müde und
kummervoll. Am Morgen flogen die wilden Enten auf, und sie betrachteten den
neuen Kameraden. "Was bist du für einer?" fragten sie, und das
Entlein wendete sich nach allen Seiten und grüßte, so gut es konnte.
"Du bist außerordentlich hässlich!" sagten die wilden
Enten. "Aber das kann uns gleichgültig sein, wenn du dich nur nicht
in unsere Familie hinein heiratest." Das Arme dachte wahrlich nicht daran,
sich zu verheiraten, wenn es nur die Erlaubnis hatte, im Schilfe zu liegen und
etwas Moorwasser zu trinken.
"Höre, Kamerad", sagten sie, "du bist so hässlich,
dass wir dich gut leiden mögen; willst du mitziehen und Zugvogel sein?
Hier nahebei in einem anderen Moor gibt es einige liebliche wilde Gänse,
alle zusammen Fräulein, die da Rapp! sagen können. Du bist im Stande,
dein Glück zu machen, so hässlich du auch bist!"
"Piff! paff!" ertönte er und die beiden Wildgänseriche
fielen tot in das Schilf nieder, und das Wasser wurde blutrot. "Piff!
paff!" erscholl es wieder, und ganze Scharen wilder Gänse flogen aus
dem Schilfe auf, und dann knallte es wieder. Es war große Jagd; die
Jäger lagen rings um das Moor herum, ja einige saßen oben in den
Baumzweigen, welche sich weit über das Schilf hinstreckten, der blaue
Dampf zog gleich Wolken in die dunklen Bäume hinein und ging weit
über das Wasser hin; zum Moor kamen die Jagdhunde: platsch! platsch! - das
Schilf und Rohr neigte sich nach allen Seiten. Das war ein Schreck für das
arme Entlein; es wendete den Kopf, um ihn unter den Flügel zu stecken, und
im selben Augenblick, stand ein fürchterlich großer Hund dicht bei
dem Entlein, die Zunge hing ihm lang aus dem Halse hinaus, und die Augen
leuchteten gräulich hässlich; er streckte seinen Rachen dem Entlein
gerade entgegen, zeigte ihm die scharfen Zähne und - platsch! platsch ging
er weiter, ohne es zu packen.
"O, Gott sei Dank!" seufzte das Entlein, "ich bin so
hässlich, dass mich selbst der Hund nicht beißen mag!"
So lag es ganz still, während der Bleihagel durch das Schilf sauste und
Schuss auf Schuss knallte.
Erst spät am Tage wurde es still, aber das arme Junge wagte noch nicht
sich zu erheben; es wartete noch mehrere Stunden, bevor es sich umsah, und dann
eilte es fort aus dem Moor, so schnell es konnte; es lief über Feld und
Wiese, und es war ein Sturm, dass es ihm schwer wurde, von der Stelle zu
kommen. Gegen Abend erreichte es eine kleine Bauernhütte, die war so
baufällig, dass sie selbst nicht wusste, nach welcher Seite sie fallen
wollte und darum blieb sie stehen. Der Sturm umsauste das Entlein so, dass es
sich niedersetzen musste, um sich dagegen zu stemmen; und es wurde schlimmer
und schlimmer; da bemerkte es, dass die Tür aus der einen Angel gegangen
war, und so schief hing, dass es durch die Öffnung in die Stube
hineinschlüpfen konnte, und das tat es.
Hier wohnte eine alte Frau mit ihrer Katze und ihrem Huhne, und die Katze,
welche sie Söhnchen nannte, konnte einen Buckel machen und spinnen, sie
sprühte sogar Funken, aber dann musste man sie gegen die Haare streicheln.
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