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Luchse,
Wölfe und Löwen
Tausend und eine Nacht, Gustav Weil, Seite 1 ( von 1 )
Einst zog nämlich eine Herde Füchse aus, um Etwas zu essen zu suchen.
Als sie ein totes Kamel fanden, sagte Einer von ihnen: "Nun haben wir auf
einen Monat zu leben; doch wollen wir und einen Obersten wählen, der
dafür wache, dass das Kamel gleich verteilt werde und der Schwächere
nicht zu kurz komme." Während sie darüber sich besprachen, kam
ein Wolf herbei, und einer der Füchse sagte: "Hier ist ein Wolf; wir
wollen ihn zu unserm Oberhaupt erwählen, denn er ist stark und
mächtig, und auch sein Vater war schon unser König. Hoffen wir, dass
er eben so gerecht sein wird, wie sein Vater war." Die Füchse begaben
sich insgesamt zum Wolfe, teilten ihm ihren Beschluss mit und baten ihn, die
Regierung zu übernehmen, damit er nach Recht und Billigkeit unter ihnen
entscheide und einem Jeden das Gebührende zuteile. Der Wolf nahm ihren
Antrag an, und teilte am ersten Tage die Nahrung zur allgemeinen Zufriedenheit
aus; aber am andern Tage dachte er bei sich: Wenn ich fortfahre, diese Kamel
unter den Füchsen zu teilen, halten sie mich für schwach; aber ich
bin doch stark, sie könnten mir nicht widerstehen, darum will ich
Niemanden mehr Etwas davon geben, ich fürchte mich nicht vor ihnen, sie
sind ja meine Sklaven.
Als am folgenden Tage die Füchse wieder demütig vor dem Wolf
erschienen und um Nahrung baten, sagte er ihnen: "Was ihr besitzt,
gehört mir, geht eures Weges; wer sich wieder sehen lässt, wird
umgebracht." Die Füchse sagte zu einander: "Dieser gottlose
Verräter hat uns ins Verderben gestürzt, und wir haben keine Macht
über ihn; was fangen wir nun an?" Da sagte ein Fuchs: "Nun der
Hunger hat ihn heute irre geleitet; lasst ihn heute essen und sich
sättigen, wir wollen dann morgen wieder vor ihm erscheinen." Am
andern Morgen sagte sie ihm: "O Wolf, wir haben dich zum König
erwählt, damit du Jedem seinen Anteil gewährest und Niemand Unrecht
geschehe; wir haben uns aber selbst getäuscht, denn seit gestern
müssen wir hungrig umhergehen; doch wollen wir das gerne vergessen, gib
und heute Etwas zu essen." Aber der Wolf ward noch gröber und wollte
wieder Nichts hergeben. Da sagten die Füchse unter einander: "Von
diesem Wolfe haben wir nur immer Schlimmeres zu erwarten, darum lasst uns den
Löwen um Hilfe anflehen und ihm unser Kamel zum Lohne überlassen,
damit er diesen treulosen Wolfe umbringe." Dieser Vorschlag ward gebilligt
und der Löwe nahm ihr Gesuch an und brachte den Wolf um, den dann die
Füchse in Stücke zerrissen.
"Lerne daraus, o König," fuhr der Vezier fort, "dass man
seine Untertanen nie geringschätzen darf; ich warne dich zum letzten Male
und erinnere dich an den letzten Willen deines seligen Vaters; klage dann nur
dich selbst an!" Der König sagte: "So Gott will, werde ich
morgen Sitzung halten." Schimas verließ ihn hierauf und berichtete
dem Volke, was er dem König gesagt und was dieser ihm geantwortet. Sobald
aber diese Unterredung der Geliebten des Königs bekannt wurde, eilte sie
zu ihm und sagte: "Wie sehr muss ich mich über dich und über
deinen Gehorsam gegen deine Veziere wundern. Haben sie dich etwa nackt gefunden
und dich auf einmal auf den Thron erhoben? Und selbst dann dürften sie
sich nicht so abscheulich gegen dich benehmen; du darfst dich nicht so tief
herablassen. Weißt du nicht, dass sie die Sklaven deines Vaters waren,
der dich zu ihrem Herrscher eingesetzt? Du bist aber so furchtsam, als
hätte dich nicht dein Vater gezeugt, du erschrickst vor Denen, die Gott
unter deine Fußsohlen gelegt. Mit Recht sagt man: Wenn das Herz eines
Königs nicht von Eisen ist, so verdient er nicht, König zu sein, denn
nur das Vieh hat ein Herz von Fleisch. Diese Leute drohen dir mit ihrem Abfall
und Ungehorsam bloß, um dich einzuschüchtern; gibst du ihnen nach,
so werden sie sich bald über dich erheben und aus Gewohnheit nach deiner
Macht lüstern werden. Hüte dich wohl davor, es möchte dir sonst
gehen, wie dem Hirten mit den Dieben." Der König fragte: "Wie
war dies?" Und seine Geliebte fing an zu erzählen:
Geschichte des Hirten und der
Diebe
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