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Geschichte eines Fischers im Wasserteiche

Tausend und eine Nacht, Gustav Weil, Seite 1 ( von 1 )

Wisse, o König! fuhr Schimas fort: Einst hielten sich viele Fische in einem Wasserteich auf, der nur von Regenwasser gefüllt war. Da kam einmal ein Sommer, in welchem es sehr wenig regnete. Der Teich ward immer kleiner, und die Abnahme des Wassers setzte die Fische in große Besorgnis. Sie sagten Einer zum Andern: "Was wird aus uns werden; was fangen wir an und bei wem holen wir Rat?" Da sprang der Älteste hervor und sagte: "Es bleibt uns nichts übrig, als zu Gott unsere Zuflucht zu nehmen und zum Krebse, dem Verständigsten unter allen Wasserbewohnern." Die übrigen Fische stimmten ihm bei und sie begaben sich sämtlich zum Krebse, der ruhig an der Türe seines Nests lag und Nichts von der Not der Fische wusste. Der Älteste trat zu ihm und sagte, nachdem er ihn gegrüßt hatte: "Macht dir unsere traurige Lage keine Sorge, o weiser, gelehrter Krebs?" Dieser fragte: "In welcher Lage befindet ihr euch denn?" Da erzählten sie ihm von dem Mangel an Wasser und von ihrem nahen Untergange, und baten ihn um Rat und Beistand. Der Krebs schwieg eine Weile und dachte: Wie wenig Vertrauen haben diese unverständigen Fische zu Gott? doch ich will ihre Furcht verscheuchen, Gottes Wille wird dann geschehen. Er sagte ihnen daher: "Wisset, ihr Fische, das Jahr hat ja erst begonnen und noch bleibt uns Wasser genug; es wird gewiss noch regnen, darum vertraut auf Gott, betet viel zu ihm, denn er erhört das Gebet seiner Geschöpfe; lasst uns nur den Winter abwarten; regnet es dann wie gewöhnlich, gut, wenn nicht, so fliehen wir aus diesem Teiche wohin Gott will." Sämtliche Fische stimmten der Meinung des Krebses bei, dankten ihm und gingen ihres Weges. Nach wenigen Tagen kam ein Regen vom Himmel und füllte den Teich noch mehr als gewöhnlich. - "So auch wir, o König; schon hatten wir alle Hoffnung auf einen Thronerben aufgegeben - der Mensch soll aber nie an seinem Herrn verzweifeln - und nun ist unser Wunsch erfüllt: - Gott hat dich mit einem Sohne gesegnet, dessen Regierung nach Vollendung deines langen Lebens unsern Nachkommen Heil bringen wird." Der zweite Vezier sagte dann: "Wie sehr verdient ein König, der gerecht und mild gegen seine Untertanen ist, der ihre Frauen und Güter beschützt und stets ein wachsames Auge auf ihr Wohl richtet, dass er in diesem und in jenem Leben den höchsten Rang einnehme. Da nun du, o König, alle Herrschertugenden im höchsten Maße besitzest und dein Land durch dich so gesegnet ist, so musste es uns wehe tun, dich ohne Nachkommen zu sehen; nun hat aber Gott unser Gebet erhört. Deine Hingebung und volles Vertrauen zu Gott ward belohnt, wie das des Raben mit der Schlange." Der König fragte: "Was ist das für eine Geschichte?" Geschichte des Raben und der Schlange

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