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Der
von Gott geliebte Neger
Tausend und eine Nacht, Gustav Weil, Seite 1 ( von 2 )
Ferner wird erzählt im Namen Maleks, des Sohnes Dinars (Gottes
Barmherzigkeit sei mit ihm!): Einst regnete es sehr lange in Bassrah nicht, wir
beteten mehrmals um Regen, fanden aber keine Erhörung. Eines Abends begab
ich mich wieder mit vielen meiner Freunde in die Moschee, wo die ganze Gemeinde
mit allen Schulkindern das Gebet um Regen verrichtete, ohne dass jedoch sich
eins Wölkchen am Himmel zeigte. Nach vollendetem Gebete, als die Gemeinde
schon wieder die Moschee verlassen hatte, und nur ich und der Baumeister Thabet
noch zurückblieben, trat ein Schwarzer in die Moschee; er hatte ein
schönes Angesicht und eine hübsche Gestalt, und war in ein wollenes
Tuch gehüllt, für das ich nicht zwei Drachmen gegeben hätte; er
holte Wasser im Hofe, wusch sich, betete das Abendgebet, hob dann sein Auge gen
Himmel und sprach: "Mein Gott und Herr! wie lange versagst du deinen
Dienst noch, was in deiner Macht steht, ihnen zu gewähren? Sind denn die
Schätze deines Reichs erschöpft? Bei deiner Liebe zu mir
beschwöre ich dich, sende uns gleich einen labenden Regen!" Kaum
hatte der Neger dieses Gebet vollendet, bildeten sich schwarze Wolken am Himmel
und es regnete so stark, als fiele der Regen aus der Öffnung eines
großen Wasserschlauchs, so dass wir beim Heimgehen bis zu den Knien im
Wasser wartete. Voller Verwunderung über den Neger und sein Gebet
näherte ich mich ihm und sagte ihm: "Schämst du dich nicht
dessen, was du eben gesagt?" - "Wie so denn?" - "Du
sagtest, zu Gott dich wendend: Bei deiner Liebe zu mir; woher weißt du
denn, dass Gott dich liebt?" - "Lass mich! wie kann ich an Gottes
Liebe zweifeln? Wer war ich denn, dass er mich mit seiner Einheit bekannt
machte, wenn es nicht aus Liebe geschah? Übrigens, wenn ich von Gottes
Liebe spreche, so meine ich damit nur so viel, als mit den göttlichen
Eigenschaften übereinstimmt, so wie ich mit meiner Liebe zu ihm auch
wieder ganz andere Begriffe verbinde." Ich bat ihn dann, ein wenig bei uns
zu bleiben; aber er entgegnete, er sei ein Sklave und müsse seinem kleinen
Herrn gehorchen. Als er aber wegging, folgte ich ihm mit Thabet in der Ferne,
bis er in das Haus eines Sklavenhändlers ging. Es war Mitternacht, und die
zweite Hälfte der Nacht ward mir vor Ungeduld sehr lang. Sobald der Morgen
anbrach, ging ich zum Sklavenhändler und fragte ihn, ob er einen Sklaven
zu verkaufen habe? "Ich habe deren hundert," antwortete er, und
stellte mir sie Einen nach dem Andern vor, ohne dass ich den Neger, welchen ich
suchte, unter ihnen fand. Als er dann sagte, er habe keinen mehr, und wir
weggehen wollten, sah ich in einem zerfallenen Zimmer hinter dem Hause den
Neger beten. Ich kehrte wieder zum Sklavenhändler zurück und bat ihn,
mir ihn zu verkaufen. Der Sklavenhändler sagte: "Mein Freund, dieser
Sklave taugt Nichts, der weint die ganze Nacht durch und schläft den
ganzen Tag." - "Eben darum," versetzte ich, "will ich ihn
kaufen." Der Sklavenhändler ging und führte ihn bald schlafend
herein und sagte: "Nimm ihn hin und gib mir dafür, was du willst, ich
habe dir seine Fehler angezeigt." Ich gab ihm zwanzig Dinare und fragte
ihn nach dem Namen des Sklaven. Der Sklavenhändler sagte mir: "Er
heißt Meimun." Als ich ihn hierauf an der Hand fasste, um ihn nach
Hause zu führen, fragte er mich: "Mein kleiner Herr, warum hast du
mich gekauft? Bei Gott! ich tauge nicht zum Dienste der Geschaffenen." Ich
antwortete: "Ich habe dich gekauft, weil ich dich selbst bedienen will,
bei meinem Haupte!" - "Und warum dies?" - "Warst du nicht
gestern bei uns in der Moschee?" - "Hast du mich gesehen?" -
"Ja wohl, und sogar gesprochen." Da ging er in eine Moschee und rief
nach dem Morgengebete: "Mein Gott und mein Herr! der geheime Bund zwischen
uns ist nun den Menschen bekannt, wie kann ich länger leben? Ich
beschwöre dich, nimm mir sogleich meine Seele!" Er verbeugte sich
hierauf und fiel hin.
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