Maerchen.org - Der Todesengel vor zwei Königen und einem Frommen
Impressum

   Märchen von ...
   Gebrüder Grimm
   Ludwig Bechstein
   Wolf
   Hans Christian Andersen
   Hauff
   ETA Hoffmann
   Tausendundeine Nacht


   Märchen aus aller Welt
   neuere Märchen

   beliebte Märchen
   Schneewittchen
   Dornröschen
   Rapunzel
   Rotkäppchen
   Aschenputtel
   Hänsel und Gretel
   Bremer Stadtmusikanten
   Der Froschkönig
   Das hässliche Entlein


   Alice im Wunderland
   illustriert
   und auf englisch




   Links ins Internet
   Märchenseiten
   Literaturseiten
   Internetseiten



Der Todesengel vor zwei Königen und einem Frommen

Tausend und eine Nacht, Gustav Weil, Seite 1 ( von 2 )

Man erzählt ferner: Einer der älteren Könige wollte sich einst im höchsten Glanze, von allen Großen des Reichs umgeben, seinem Volke zeigen. Er befahl allen seinen Freunden und Emiren, sich zu einer Musterung vorzubereiten, ließ sich von seinem Kammerdiener die kostbarsten Kleider bringen und von seinem Stallmeister die schönsten Pferde vorführen, und nachdem er das beste gewählt hatte, ritt er, ganz in Gold und Perlen und allerlei Edelsteinen gehüllt, mit glänzenden Gefolge von seinem Schlosse weg und begab sich mitten unter seine Truppen. Hier ließ er seinen Renner stolz umhertummeln, Satan blies Eitelkeit und Hochmut in seine Nase, so dass er voll Selbstgefallen zu sich selbst sagte: Wer in der Welt kann sich mit mir vergleichen?
Während der König so stolz umhersprengte und vor Hochmut Niemanden ansah, kam auf einmal ein Mann in zerrissenen Kleidern auf ihn zu und grüßte ihn. Der König erwiderte seinen Gruß nicht. Da ergriff der Mann die Zügel seines Pferdes. als der könig dies sah, sagte er ihm: "Ziehe deine Hand zurück, du weißt nicht, wessen Zügel du ergriffen." - "Ich habe ein Anliegen." - "Warte, bis ich absteige, dann magst du mir dein Anliegen vortragen." - "Ich kann nicht warten, bist du absteifst, mein Geschäft leidet keinen Aufschub." - "So sprich denn!" - "Ich muss es dir geheim sagen." Da neigte der König sein Ohr zu ihm hin und der Mann sagte ihm in's Ohr: "Ich bin der Todesengel und komme, um deine Seele zu holen." - "Warte doch, bis ich nach Hause gehe, und meine Frau und meinen Kindern und meinen Nachbarn Lebewohl sage." - "Das kann nicht sein, die siehst du nie mehr wieder; deine Lebenszeit ist vorüber, ich muss sogleich deine Seele haben." Sobald der Todesengel dies gesagt hatte, fiel der König von seinem Pferde tot zur Erde. Der Todesengel begab sich hierauf zu einem frommen, gottesgefälligen Manne, grüßte ihn und sagte ihm: "Ich habe dir, o frommer Mann, ein Geheimnis anzuvertrauen." - "Sage es mir ins Ohr." - "Ich bin der Todesengel." - "Sei mir willkommen! Gelobt sei Gott, der dich zu mir gesandt, ich erwarte deine Ankunft schon seit langer Zeit mit vieler Sehnsucht." - "Wenn du vorher irgend ein Geschäft zu verrichten hast, so tue es." - "Ich kenne kein wichtigeres Geschäft, als meinem Herrn zu begegnen." - "Wie soll ich deine Seele holen? denn Gott hat mir befohlen, ich möchte dir die Wahl lassen." - "So warte, bis ich mich wasche und bete, dann töte mich beim Niederfallen." Der Mann wusch sich nun und betete, und als er betend niederfiel, nahm der Engel seine Seele und brachte ihn an den Ort des Erbarmens, der Verzeihung und der Seligkeit.
Ebenso wird erzählt: Ein gewisser König sammelte einst unzählbare Schätze und schaffte sich Alles in der Welt an, was zu seinem Vergnügen und zu seiner Bequemlichkeit dienen konnte; er ließ sich ein großes, hohes Schloss bauen, wie es die mächtigsten Sultane nur hatten, mit zwei festen Toren, die von vielen Dienern und Soldaten und Pförtnern bewacht wurden. Eines Tages befahl er seinem Koch, eine Mahlzeit von den ausgesuchtesten Speisen zuzubereiten, und lud alle seine Freunde, seine ganze Familie und viele seiner Beamten dazu ein. Als er bei der Mahlzeit auf seinem königlichen Sofa an ein Kissen gelehnt ganz stolz da saß, sagte er zu sich selbst: Du hast dir alle Annehmlichkeiten der Welt verschafft, jetzt genieße sie auch und freue dich auch und freue dich des Lebens und des Glücks, um das du dich so lange bemüht. Kaum hatte er diese Selbstgespräch geendet, als ein Mann in zerrissener Kleidung, mit einem Bettelsack am Halse hängend, so stark an die Tür des Schlosses klopfte, dass das ganz Schloss zitterte und der Thron des Königs wankte. Die Diener liefen erschrocken zur Türe und riefen dem Klopfenden zu: "Wehe dir! was ist das für eine Ungezogenheit und Frechheit? Warte, bis der König gespeist hat, dann wird man dir Etwas geben von dem was übrig bleibt."

Seite: Seite 1 - Der Todesengel vor zwei Königen und einem Frommen   Seite 2 - Der Todesengel vor zwei Königen und einem Frommen






Maerchen.org
copyright © 2007, camo & pfeiffer



Märchensammlung - Der Todesengel vor zwei Königen und einem Frommen