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Das tugendhafte israelitische Ehepaar

Tausend und eine Nacht, Gustav Weil, Seite 2 ( von 2 )

Sie ging dann und machte ein großes Feuer, um die Nachbarn zu täuschen; dann wusch sie sich und betete mit ihrem Mann das Nachtgebet. Auf einmal kam eine ihrer Nachbarinnen, um Feuer bei ihr zu holen. Die Jüdin sagte ihr, sie möchte nur an den Ofen gehen. Als die Nachbarin aber an den Ofen trat, rief sie der Jüdin, sie möchte doch schnell ihr Brot aus dem Ofen nehmen, ehe es verbrenne. Die Jüdin sagte zu ihrem Manne: "Hast du gehört, was diese Frau sagte?" Er erwiderte: "Geh' einmal und sieh nach!" Die Frau stand auf und ging an den Ofen, und siehe da, er war mit Brot gefüllt von dem allerfeinsten und weißesten Mehle. Sie brachte es, Gott dankend, ihrem Mann und sie aßen mit einander davon. Dann sagte sie: "Lass uns zu Gott beten, dass er uns Etwas beschere, wodurch wir diesem armseligen Leben und dieser harten Arbeit enthoben werden, damit wir uns ganz seinem Dienste hingeben können." Als sie miteinander gebetet hatten, spaltete sich auf einmal das Dach des Hauses, und es fiel ein Rubin herunter, der das ganze Haus beleuchtete. Sie freuten sich über alle Maßen mit dieser Gabe Gottes und dankten ihm immer mehr für seine Huld. Als sie aber spät in der Nacht einschliefen, träumte die Frau, sie befinde sich im Paradiese, wo sie viele Kanzeln und unzählige Throne aufgestellt sah. Sie fragte, für wen dies wäre. Man sagte ihr: "Die Kanzeln sind für die Propheten, und die Throne für die Aufrichtigen und Frommen." Sie fragte dann nach dem Throne ihres Gatten. Man zeigte ihn ihr, und sie bemerkte eine Spalte auf einer Seite. Sie fragte: "Was bedeutet diese Spalte?" Man antwortete ihr: "Sie bedeutet den Rubin, der euch vom Himmel gesandt worden." Hierauf erwachte die Frau aus ihrem Traum und weinte und war sehr traurig wegen des mangelhaften Thrones ihres Gatten mitten unter makellosen der andern Frommen, und sie sagte zu ihrem Manne: "Bete zu Gott, dass er diesen Rubin wieder zurücknehme; es ist besser, diese wenigen Tage noch Armut und Hunger ertragen, als unter den vortrefflichen Männern auf einem mangelhaften Throne sitzen." Der Mann betete, der Rubin flog wieder durch das Dach fort, und das fromme Ehepaar lebte in Armut und Gottesverehrung, bis sie der Herr zu sich rief.

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