|
Wie der Teufel
auf der Flöte blies
Märchen von Johann Wilhelm Wolf, Seite 1 ( von 1 )
Dem Teufel fiel einmal in der Hölle die Zeit lang und er wollte eine
Lustfahrt auf die Erde machen. Damit er aber nicht allein sei (den das ist
seine Leidenschaft nicht, er liebt die Gesellschaft sehr) nahm er sein
jüngstes Söhnchen mit, ein kleines, schwarzes, neugieriges
Nestquackelchen. Sie fuhren durch eine Felsenhöhle heraus und kamen in
einen Wald. Da gefiel es dem kleinen Teufelchen gar nicht übel, es sprang
herum, kletterte auf die Bäume, hing sich an sein Schwänzchen, wie
die Meerkatzen tun und trieb allerlei närrisches Zeug. Sie kamen unter
eine große Eiche, wo ein Mann in grünem Rock und grüner
Mütze lag und schlief; neben ihm hing eine Tasche am Baum, daraus guckten
allerlei Getier, Hasen, Schnepfen und wilde Enten und neben der Tasche stand
ein Gewehr. Das Teufelchen lief hinzu und beschaute Alles recht genau, nahm das
Gewehr und frug seinen Vater, was das für ein Ding sei. Der alte Teufel
legte die Stirn in Falten und sprach: "Das ist eine Flöte mein Sohn,
wenn die Menschen darauf spielen, dann läuft das wilde Getier zu ihnen und
sie brauchen es nur zu fangen." "Das muss ich sehen," rief das
Teufelchen, "und du sollst mir eins aufspielen." "Dazu
gehören ihrer zwei, mein Sohn, einer der bläst und der andre, der
fingert." "Dann bläst du und ich will fingern," sprach der
Nestquackel und der Alte musste das Rohr an den Mund legen, er mochte wollen
oder nicht, denn er hatte den kleinen Kerl sehr verzogen. Der Alte blies und
der Nestquackel fingerte und fingerte, aber es wollte kein Ton kommen. "Du
musst auf die Klappen drücken, dummer Junge", rief der Alte. Das
Teufelchen drückte auf den Hahn, da tat es einen Schlag, dass der Alte zu
Boden stürzte, denn die ganze Ladung Schrot war ihm in den Hals gefahren;
der junge aber lief weg vor Schrecken. Der Alte erholte sich bald wieder und
lief seinem Buben nach, denn der Mann war erwacht von dem Knall des Gewehrs.
"Das war kein schöner Ton", sprach der Nestquackel. "Du
hast auf die unrechte Klappe gedrückt," sagte der Alte, "und die
Flöte war staubig, da ist mir all der Staub in den Hals gefahren."
|
|