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Des Gockels
Hochzeit
Märchen von Johann Wilhelm Wolf, Seite 1 ( von 1 )
Als der Weltschluss geschlossen war' und alle Tiere geschaffen waren, da
paarten sie sich und der Gockel hielt Hochzeit mit dem Hinkel. Er hatte viele
Gäste dazu eingeladen, alle Hinkel von fern und nahe. Als das Gastmahl
vorüber war, führten die jungen Eheleute ihre Gäste in ihre
Gärten und Wälder und der Gockel sprach stolz: "Das Alles
gehört mein." Gretchen das Hinkel aber sagte: "Wir sind junge
Anfänger und der Winter droht hart zu werden, darum könntet ihr alle
uns helfen Eicheln lesen, damit wir einen kleinen Vorrat bekommen." Als
sie nun so dahingingen und sammelten, kam plötzlich aus der Ferne der
Fuchs geschlichen und alle Hinkel wurden ängstlich und drängten sich
um den Gockel. Der sprach: "Gretchen geh du doch nach Hause und sorge
fürs Abendessen, ihr andern seit unbesorgt." Da ging Gretchen, aber
kaum war sie aus dem Walde, als ein Stoßvogel niederschoss, die arme
junge Frau packte und mit sich wegtrug, ohne dass eins von den andern etwas
davon ahnte.
Unterdessen kam der Fuchs den andern immer näher und die Hinkel schlichen
weg, eis hierhin eins dorthin bis zuletzt der Gockel ganz allein stand, dem
erlaubte es nämlich sein Stolz nicht, so feig durchzugehen. Als der Fuchs
ihm ganz nahe war, schnappte er nach dem Gockel, fasste ihn an den Flügeln
und lief mit ihm vor seine Höhle. Da rief der Gockel: "Wie kannst du
dich unterstehen, einen ehrlichen Mann so gewaltsam von seinem Eigentum
wegzuschleppen und was willst du von mir?" "Ich will dich
fressen," sprach der Fuchs, "darum mach dich zum Tod bereit, aber
kurz, denn ich habe Hunger." "Mich fressen, und ohne dass du zuvor
betest?" fragte der Hahn. "Da sind wir doch frömmer wie ihr;
sieh nur wie die Hinkel gackern, wenn sie ein Körnchen Essen finden und
wie sie die Köpfe so fromm heben, wenn sie trinken." "Wie soll
ich denn beten?" fragte der Fuchs. Da breitete der Gockel die Flügel
auseinander, stellte die Beine dicht beisammen, bückte den Kopf und
drückte die Augen zu; "so macht man das", sprach er. "Lehre
es mich, dann lasse ich dich noch so lange leben" sagte der Fuchs und der
Gockel rückte des Fuchses Beine zusammen, drückte seinen Schwanz
gegen die Erde, den Kopf nieder, bis die Schnauze den Boden berührte und
sagte: "Jetzt sprich mir nach A B C und, da flog der Gockel auf einen Baum
und rief - D, jetzt bin ich in der Höh'. Der Fuchs merkte jetzt, dass er
geprellt war und wenn auch alle Tiere beten, bevor sie essen, der Fuchs tut's
nicht.
Der gute Gockel fand sein Gretchen natürlich nicht als er nach Hause kam.
Er glaubte sie habe sich verirrt und das glaubt er noch, darum ruft er jeden
Morgen allen Vögeln bei Tagesanbruch schon zu: "Grüß mir
die Gret!"
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