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Die Bremer
Stadtmusikanten
Märchen der Gebrüder Grimm, Seite 2 ( von 2 )
Der Esel musste sich mit den Vorderfüßen auf das Fenster stellen,
der Hund auf des Esels Rücken, die Katze auf den Hund klettern, und
endlich flog der Hahn hinauf, und setzte sich der Katze auf den Kopf. Wie das
geschehen war, fingen sie insgesamt auf ein Zeichen an ihre Musik zu machen:
der Esel schrie, der Hund bellte, die Katze miaute, und der Hahn krähte;
dann stürzten sie durch das Fenster in die Stube hinein, dass die Scheiben
klirrten. Die Räuber fuhren bei dem entsetzlichen Geschrei in die
Höhe, meinten nicht anders als ein Gespenst käme herein und flohen in
größter Furcht in den Wald hinaus. Nun setzten sich die vier
Gesellen an den Tisch, nahmen mit dem vorlieb, was übrig geblieben war,
und aßen als wenn sie vier Wochen hungern sollten.
Wie die viel Spielleute fertig waren, löschten sie das Licht aus und
suchten sich eine Schlafstätte, jeder nach seiner Natur und
Bequemlichkeit. Der Esel legte sich auf den Mist, der Hund hinter die
Türe, die Katze bei dem Herd, bei der warmen Asche, und der Hahn setzte
sich auf den Hahnenbalken; und weil sie müde waren von ihrem langen Weg,
schliefen sie bald auch ein. Als Mitternacht vorbei war, und die Räuber
von weitem sahen, dass kein Licht mehr im Haus brannte, auch alles ruhig
schien, sprach der Hauptmann: "Wir hätten uns doch nicht sollen ins
Bockshorn jagen lassen", und hieß einen hingehen und das Haus
untersuchen. Der Abgeschickte fand alles still, ging in die Küche, ein
Licht anzuzünden, und weil er die glühenden, feurigen Augen der Katze
für lebendige Kohlen ansah, hielt er ein Schwefelhölzchen daran, dass
es Feuer fangen sollte. Aber die Katze verstand keinen Spaß, sprang ihm
ins Gesicht, spie und kratze. Da erschrak er gewaltig, lief und wollte zur
Hintertür hinaus, aber der Hund, der da lag, sprang auf und biss ihn ins
Bein; und als er über den Hof an dem Miste vorbei rannte, gab ihm der Esel
noch einen tüchtigen Schlag mit dem Hinterfuß; der Hahn aber, der
vom Lärmen aus dem Schlaf geweckt und munter geworden war, rief vom Balken
herab "kikeriki"! Da lief der Räuber, was er konnte, zu seinem
Hauptmann zurück und sprach. "Ach, in dem Haus sitzt eine
gräuliche Hexe, die hat mich angehaucht und mit ihren langen Fingern mir
das Gesicht zerkratzt: und vor der Türe steht ein Mann mit einem Messer,
der hat mich ins Bein gestochen. Und auf dem Hof liegt ein schwarzes
Ungetüm, das hat mit eine Holzkeule auf mich losgeschlagen: und oben auf
dem Dache, da sitzt der Richter, der rief "Bringt mir den Schelm
her." Da machte ich, dass ich fort kam." Von nun an getrauten sich
die Räuber nicht weiter in das Haus, den vier Bremer Musikanten gefiel es
aber so wohl darin, dass sie nicht wieder heraus wollten. Und der das zuletzt
erzählt hat, dem ist der Mund noch warm.
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