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Das Liebespaar
Märchen von Hans Christian Andersen, Seite 1 ( von 2 )
Ein Kreisel und ein Ball lagen im Kasten beisammen unter anderem Spielzeug, und
da sagte der Kreisel zum Ball: "Wollen wir nicht Brautleute sein, da wir
doch in dem Kasten zusammen liegen?" Aber der Ball, welcher von Saffian
genäht war, und der sich ebenso viel einbildete als ein feines
Fräulein, wollte auf dergleichen nicht antworten.
Am nächsten Tage kam der kleine Knabe, dem das Spielzeug gehörte; er
bemalte den Kreisel rot und gelb und schlug einen Messingnagel mitten hinein;
dies sah recht prächtig aus, wenn der Kreisel sich herumdrehte.
"Sehen Sie mich an!" sagte er zum Ball. "Was sagen Sie nun?
Wollen wir nun nicht Brautleute sein, wir passen gut zu einander. Sie springen
und ich tanze! Glücklicher als wir Beide würde Niemand werden
können!"
"So, glauben Sie das?" sagte der Ball. "Sie wissen wohl nicht,
dass mein Vater und meine Mutter Saffianpantoffeln gewesen sind und das ich
einen Kork im Leibe habe?"
"Ja, aber ich bin von Mahagoniholz", sagte der Kreisel, "und der
Stadtrichter hat mich selbst gedrechselt, er hat seine eigene Drechselbank, und
es hat ihm viel Vergnügen gemacht."
"Kann ich mich darauf verlassen?" fragte der Ball.
"Möge ich niemals Peitsche bekommen, wenn ich lüge!"
erwiderte der Kreisel.
"Sie wissen gut für sich zu sprechen", sagte der Ball;
"aber ich kann doch nicht, ich bin mit einer Schwalbe so gut wie
versprochen! Jedes Mal, wenn ich in die Luft fliege, steckt sie den Kopf zum
Neste heraus und fragt: "Wollen Sie?" und nun habe ich innerlich
"ja" gesagt, und das ist so gut wie eine halbe Verlobung. Aber ich
verspreche Ihnen, Sie nie zu vergessen!"
"Ja, das wird viel helfen!" sagte der Kreisel, und so sprachen sie
nicht mehr mit einander.
Am nächsten Tage wurde der Ball von dem Knaben vorgenommen. Der Kreisel
sah, wie er hoch in die Luft flog, gleich einem Vogel, zuletzt konnte man ihn
gar nicht mehr erblicken; jedes Mal kam er wieder zurück, machte aber
immer einen hohen Sprung, wenn er die Erde berührte, und das geschah immer
aus Sehnsucht, oder weil er einen Kork im Leibe hatte. Das neunte Mal aber
blieb der Ball fort und kam nicht mehr wieder, der Knabe suchte und suchte,
aber weg war er.
"Ich weiß wohl, wo er ist", seufzte der Kreisel; "er ist
im Schwalbenneste und hat sich mit der Schwalbe verheiratet!"
Je mehr der Kreisel daran dachte, um so mehr wurde er für den Ball
eingenommen. Gerade weil er ihn nicht bekommen konnte, darum nahm die Liebe zu;
dass er einen andern genommen hatte, das war das Eigentümliche dabei; und
der Kreisel tanzte herum und schnurrte, dachte aber immer an den Ball, welcher
in seinen Gedanken immer schöner und schöner wurde. So verstrich
manches Jahr - - und da war es eine alte Liebe.
Der Kreisel war nicht mehr jung - -! Aber da wurde er eines Tages ganz und gar
vergoldet, nie hatte er so schön ausgesehen; er war nun ein Goldkreisel
und sprang, dass es schnurrte. Ja, das war doch noch etwas, aber auf einmal
sprang er zu hoch, und - weg war er!
Er war in eine Tonne gesprungen, wo allerlei Gerümpel, Kohlstrünke,
Kehricht und Schutt lag, welches von der Dachrinne heruntergefallen war.
"Nun liege ich freilich gut! Hier wird die Vergoldung bald von mir
verschwinden; ach, unter welchem Unrat bin ich hier geraten!" Dann
schielte er nach einem langen Kohlstrunk, welcher allzu kurz abgestreift war,
und nach einen sonderbaren runden Dinge, welches wie ein alter Apfel aussah; -
aber es war kein Apfel, es war ein alter Ball, welcher viele Jahre in der
Dachrinne gelegen und den das Wasser durchdrungen hatte.
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