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Nuschirwan
erforscht den Zustand seines Landes
Tausend und eine Nacht, Gustav Weil, Seite 1 ( von 1 )
Man erzählt auch: Der gerechte König Nuschirwan stellte sich einst
krank und sagte seinen Freunden und Vertrauten, die Ärzte hätten ihm
zu einer Arznei alte Ziegelsteine aus einem verwüsteten Dorfe verordnet.
Es wurden Boten nach allen Teilen des Königreichs geschickt, aber sie
kamen zurück und sagten: "Wir haben nirgends ein verwüstetes
Dorf gefunden." Da freute sich Nuschirwan, dankte Gott und sagte:
"Ich wollte nur sehen, ob es in meinen Ländern noch einen in
Trümmern liegenden Ort gäbe, damit ich ihn aufbauen lasse; da ich nun
höre, dass es keinen solchen gibt, so bin ich überzeugt, dass der
Wohlstand und die Kultur in meinem Land den höchsten Grad der
Vollkommenheit erreicht hat." So, sagte Schehersad, waren die alten
Könige stets bemüht um die Kultur ihres Landes, denn sie wussten, wie
wahr die Weisen gesagt: Der Glaube muss von der Regierung unterstützt
werden, die Regierung durch Truppen, die Truppen durch Geld und das Geld durch
die Kultur des Landes, und diese wird durch die Gerechtigkeit gegen die
Untertanen gefördert, denn durch Gewalttat und Tyrannei zwingt ein
König seine Untertanen, auszuwandern; die Bevölkerung seines Landes
nimmt ab, die Schatzkammern werden leer und die Zurückbleibenden
verwünschen ihren Tyrannen so lange, bis sein Untergang sie befreit.
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