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Geschichte
des Gärtners mit seiner Frau
Tausend und eine Nacht, Gustav Weil, Seite 1 ( von 2 )
Einst war ein Gärtner, der eine sehr schöne Frau hatte, die er so
sehr liebte, dass er sich ganz von ihr beherrschen ließ. Er hatte einen
Garten, den er jeden Tag tränkte und pflegte und aus dem er Abends mit
nach Hause nahm, was sich gerade vorfand. Eines Abends als er zu seiner Frau
kam, fragte sie ihn, wie es mit dem Garten stehe? Der Gärtner antwortete:
"Es steht Alles gut und er bringt mir viel Segen." Da sagte die Frau:
"Wenn du wahr sprichst, so solltest du mich einmal mitnehmen, dass ich
dich dafür segne." Der Gärtner erwiderte: "Dein Wunsch ist
leicht zu erfüllen und ich bedarf deines Segens; so Gott will, sollst du
morgen mit mir gehen, bereite dich nur dazu vor." Als sie am folgenden
Morgen in ihrem Garten waren, stiegen junge Leute, die sich in einem
benachbarten Garten belustigten, ganz leise auf die Mauer, welche die beiden
Gärten trennte, um die Frau zu sehen, deren Stimme so lieblich zu ihnen
hinüberklang und Einer sagte zum Andern: "Gewiss hat der Gärtner
ein Freudenmädchen hierher bestellt; lass uns hinabsteigen und ihn von
seinem Mädchen verjagen." Da erwiderte einer der jungen Leute:
"Warte noch, bis wir uns überzeugen, dass dem wirklich so ist."
Sie sahen bald, wie die Frau, nachdem sie eine Weile im Garten umhergegangen
war, sich an ein Bächlein setzte, ihren Mann zu sich rief und ihn
küsste; er machte sie darauf aufmerksam, dass hier kein passender Ort dazu
wäre, aber sie schlang leidenschaftlich ihre Arme um ihn und drückte
ihn an ihr Herz.
Sobald die jungen Leute dies sahen, sprangen sie von der Mauer herunter und
sagten zum Gärtner: "Lass uns dieses Mädchen, sonst bringen wir
dich um, du Ehebrecher, und laufen davon." Der Gärtner erwiderte mit
demütiger Stimme: "In Wahrheit, dieses Weib ist meine Gattin; nehmet
unsere Kleider und was wir sonst haben, und lasset uns in Frieden ziehen, Gott
wird euch später dafür belohnen!" Aber die Jünglinge
sagten: "Ihr seid Ehebrecher und wollt uns belügen." Dann ging
Einer von ihnen und band den Gärtner an einen Baum und steckte ihm einen
Stein in den Mund. die Frau aber wurde trotz ihren vielen Tränen so
misshandelt, dass der Gärtner vor Ärger und Gram starb. Als die
Jünglinge den Gärtner tot sahen, befürchteten sie, durch die
Frau verraten zu werden; sie führten sie daher zu ihm hin und
erwürgten sie neben ihm, und entflohen.
"Hieraus siehst du, o König, wie es dem Manne geht, der seiner Frau
nachgibt; darum hüte dich wohl, du, der du so weise warst, jetzt so
töricht zu werden, und dich von Frauen beherrschen und von so
verderblicher Leidenschaft hinreißen zu lassen." Der König
sagte: "Ich sehe nun ein, dass du Recht hast; so Gott will, werde ich
morgen im Diwan erscheinen und deinen Rat befolgen." Schimas freute sich
über diese Versprechen des Königs, ging zu den übrigen Vezieren
und sagte ihnen: "Der König kehrt bald wieder auf den guten Weg
zurück, von dem ihn seine Jugend abgeleitet; er schämt sich vor euch,
und nur ein unüberwindliches Hindernis hielt ihn heute ab, vor euch zu
erscheinen, wer wird aber morgen früh kommen, darum fehle Niemand von
euch." Der König brachte nun wieder einige Zeit der Unruhe und
Nachdenken über die Worte des Veziers zu, bis die Schöne zu ihm kam,
an der die Reihe war. Sie grüßte ihn mit süßen, zarten
Worten. Der König erwiderte ihren Gruß, stieß aber dabei einen
tiefen Seufzer aus. Da sagte die Schöne: "Gott lasse dir keinen
Kummer zustoßen! Warum seufzt du so, o tapferer Löwe? Erzähle
mir, was dir widerfahren, dass du so ganz außer dir bist?" Als ihr
der König erzählte, was zwischen ihm und dem Vezier vorgefallen,
sagte sie lächelnd, nachdem sie eine Weile den Kopf zur Erde gebeugt
hatte; "Du machst mich staunen; wie, du bist König und
Königssohn, und fürchtest dich vor deinen Untertanen? Gott bewahre,
was wirst du erst tun, wenn ein Feind dich heimsucht?
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