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Geschichte
des edlen Gebers
Tausend und eine Nacht, Gustav Weil, Seite 1 ( von 1 )
Man erzählt ferner: Einst verlor ein sehr reicher Juwelier sein ganzes
Vermögen, so dass ihm gar nichts mehr übrig blieb. Da sagte ihm seine
Frau: "Geh zu einem deiner Freunde und suche Hilfe bei ihm." Er ging
zu einem Freunde und klagte ihm seine Not. Der Freund lieh ihm fünfhundert
Dinare, mit denen er wieder sein Geschäft betreiben sollte. Der Juwelier
öffnete hierauf wieder seinen Laden und kaufte und verkaufte. Als er einst
in seinem Laden saß, kamen drei Männer und fragten nach seinem
Vater; der Juwelier sagte ihnen, er sei schon längst tot. Da fragten sie:
ob er keine Nachkommen hinterlassen. "Ich bin dessen Sohn!" -
"Kannst du dies beweisen?" - "Alle Kaufleute des Bazars
können mir es bezeugen!" - "Bringe einige her, um uns zu
überzeugen, dass der Mann, nach welchem wir dich fragten, dein Vater
war." Der Juwelier rief einige Kaufleute zu sich, und nachdem sie bezeugt
hatten, dass der Mann, nach dem die drei Fremden sich erkundigt hatten, sein
Vater war, zogen diese einen Sack heraus, in welchem etwa dreißigtausend
Dinare Gold und Edelsteine waren, und sagten: "Das hat dein Vater uns
aufzubewahren gegeben," und gingen wieder ihres Weges. Bald darauf kam
eine Frau und entlieh einen Edelstein, welcher fünfhundert Dinare wert
war, und bald darauf kaufte sie ihn für dreitausend Dinare. Der Juwelier
ging nun zu seinem Freunde und wollte ihm die fünfhundert entlehnten
Dinare zurückgeben; dieser nahm sie aber nicht und sagte: "Ich habe
sie nach Gottes Willen hergegeben, behalte sie nur, nimm auch diese Briefchen,
öffne es aber nicht, bis du zu Hause bist und beherzige dessen
Inhalt." Der Juwelier nahm das Briefchen, ging nach Hause und fand
folgende Zeilen darin: "Die Männer, welche bei dir waren, sind mein
Vater und meine beiden Oheime; die Frau, welche bei dir einkaufte, war meine
Mutter, und alles Geld und alle Edelsteine kamen von mir. Ich hatte dabei nicht
die Absicht, dich zu beleidigen, sondern dir ein Erröten zu
ersparen."
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