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Die
himmlische Vergeltung
Tausend und eine Nacht, Gustav Weil, Seite 1 ( von 1 )
Man erzählt auch: Ein Prophet, der einen hohen Berg bewohnte, unter
welchem eine Wasserquelle floss, und hier fern von den Menschen seine ganze
Zeit der Andacht weihte, sah eines Tages einen Reiter auf die Quelle zukommen,
der vom Pferde abstieg, einen Beutel, der ihm um den Hals hing, ablegte, sich
ausruhte und Wasser trank. Der Reiter ging dann wieder und ließ den
Beutel, in welchem Geld war, unter dem Baume liegen.
Bald nachher kam ein anderer Mann, um ebenfalls von dem Wasser zu trinken, er
sah den Beutel mit Geld da liegen, nahm ihn und ging damit weg. Nach diesem kam
ein Dritter, es war ein Holzhauer, der eine schwere Last Holz auf dem
Rücken hatte; er legte seine Bürde neben der Quelle nieder und setzte
sich, um Wasser zutrinken, als der erste Reiter wiederkehrte und ihn fragte:
"Wo ist der Beutel hingekommen, der hier lag?" Der Holzhauer
antwortete: "Ich weiß Nichts davon." Da zog der Reiter sein
Schwert, tötete den Holzhauer, durchsuchte ihn vergebens und ging wieder
seines Weges. Als der Prophet Alles dies vom Berge aus sah, rief er: "O
Herr, der Eine hat das Geld genommen und ein Anderer wird ungerechterweise
erschlagen." Da offenbarte ihm Gott folgende Worte: "Beharre du nur
bei deiner Andacht und kümmere dich nicht um die Weltregierung; der Vater
des Reiters hat einst dem Vater des Diebes tausend Dinare geraubt, so habe ich
dem Manne wieder das Geld seines Vaters verschafft, der Holzhauer aber hat den
Vater des Reiters umgebracht, darum ließ ich diesen den Tod seines Vaters
rächen." Da rief der Prophet: "Es gibt keinen Gott außer
dir, gepriesen sei dein Name, du allein kennst alles Verborgene!"
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