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Der
zweimal bestohlene Geldwechsler
Tausend und eine Nacht, Gustav Weil, Seite 1 ( von 1 )
Ferner wird erzählt: Ein Geldwechsler, der einen Beutel mit Gold bei sich
hatte, ging einst vor einer Bande Spitzbuben vorüber, da sagte einer von
ihnen: "Wenn ich will, so ist dieser Beutel mein." Sie fragten:
"Wie so?" Er antwortete: "Ihr sollt es bald sehen." Er
folgte dem Geldwechsler, welcher, in seinem Hause angelangt, den Beutel auf
eine Bank warf und in den Hof ging. Er rief dann sein Sklavin, sie möchte
ihm das Waschbecken bringen, sie ging mit dem Waschbecken in den Hof und
ließ die Türe des Zimmers, in welchem der Beutel war, offen. Der
Dieb benutzte diesen Augenblick, stahl den Beutel, ging damit zu seinen
Freunden und erzählte ihnen den Erfolg seiner Unternehmung. Da sagten ihm
seine Freunde: "Wahrlich, was du hier getan, kann Jedermann tun, doch wenn
jetzt der Geldwechsler aus dem Hofe kommt und seinen Beutel nicht findet, wird
er die Sklavin dafür bestrafen; wahrlich, du hast nichts Lobenswertes
vollbracht; bist du ein geschickter Dieb, so musst du dafür sorgen, dass
die Sklavin nicht geschlagen werde." Er sagte: "Gut, das will
ich." Der Dieb ging sogleich in das Haus des Geldwechslers zurück,
und er hörte vor der Türe, wie dieser sein Sklavin wegen des Beutels
bestrafte. Er klopfte an der Türe, und als der Geldwechsler ihn fragte,
wer er sei, sagte er: "Ich bin der Diener deines Nachbars auf dem Bazar,
der dich grüßen und dich fragen lässt, warum du auf einmal so
leichtsinnig geworden, dass du deinen Beutel vor die Türe deins Ladens
hinwirfst und fortgehst, so dass, wenn ihn ein Fremder genommen hätte, er
für dich auf immer verloren geblieben wäre." Er zog bei diesen
Worten den Beutel heraus und zeigte ihn dem Geldwechsler. Dieser sagte:
"Bei Gott, wahr, hier ist mein Beutel!" und er streckte seine Hand
danach aus, um ihn zu nehmen. Aber der Spitzbube sagte: "Bei Gott, ich
gebe dir ihn nicht, bis du mir einen Empfangsschein schreibst und dein Siegel
darauf drückst, damit ich meinen Herrn überzeugen kann, dass ich ihn
dir überliefert." Der Geldwechsler ging in sein Kabinett, um ihm den
verlangten Schein zu schreiben; aber unterdessen lief der Dieb mit dem Beutel
davon und die Sklavin hatte keine Strafe mehr zu befürchten.
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