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Der
Wolkenmann und der König
Tausend und eine Nacht, Gustav Weil, Seite 2 ( von 2 )
Ich bat ihn, mir über seine Umstände Einiges mitzuteilen, und er
sprach: "Wisse, mein Vater und Großvater und alle meine Ahnen bis
zur frühesten Zeit zurück waren Könige dieses Landes. Als nach
dem Tode meines Vaters die Krone mir zufiel, hatte ich keine Freude daran, denn
ich hätte vorgezogen, als Einsiedler zu leben. Da ich aber fürchtete,
wenn ich mich ganz zurückziehe, möchten Empörungen und Zwist im
Lande entstehen, und die heiligen Gesetze nicht mehr geachtet werden und der
Glaube untergehen, ließ ich Alles wie es war und stellte Sklaven vor die
Tore des Palastes, um die Bösen zu schrecken und zu bestrafen, und zog,
wie meine Vorgänger, ein königliches Gewand an. Sobald ich aber mit
den Regierungsangelegenheiten zu Ende bin, begebe ich mich hierher und kleide
mich, wie du mich jetzt siehst, und lebe hier allein dem Gottesdienste, von
meiner frommen Base unterstützt, die du eben hier gesehen. Wir verfertigen
des Tages allerlei Arbeit aus diesen Blättern, verkaufen sie, und für
das Geld essen wir zur Nacht, den ganzen Tag aber fasten wir; so leben wir
schon vierzig Jahre. Bleibe nun bei uns, bis wir die Arbeit verkauft haben, iss
mit uns zu Nacht und übernachte bei uns." Gegen Abend kam ein Diener
und holte die Arbeit, verkaufte sie und kaufte Bohnen dafür, welche unser
Nachtessen wurden. Gegen Mitternacht hörte ich dann, wie der König
und die Königin aufstanden und beteten. Gegen Morgen sah endlich die
Königin, wie sich eine Wolke am Himmel bildete, und sie sagte mir:
"Freue dich, unser Gebet ist erhört worden." Ich nahm Abschied
von ihnen und ging, von meiner Wolke begleitet, fort, und was ich nachher in
ihrem Namen von Gott begehrte, wurde mir gewährt.
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