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Der
gewandte Dieb
Tausend und eine Nacht, Gustav Weil, Seite 1 ( von 1 )
Man erzählt auch: Der Polizei-Präfekt von Alexandrien wurde einst von
einem Soldaten besucht, der ihm sagte: "Wisse, o Herr, ich bin diese Nacht
in die Stadt gekommen und in dem Chan N.N. abgestiegen. Als ich des Morgens
erwachte, fand ich meinen Reisesack zerrissen und einen Geldbeutel mit tausend
Dinare heraus gestohlen. Der Polizeipräfekt schickte sogleich nach dem
Aufseher und ließ alle Bewohner des Chans zu sich rufen, und schon wurden
die Torturinstrumente herbeigeholt, um die Leute zu züchtigen. Da drang
auf einmal ein Mann durch die Volksmasse, ging auf den Präfekten zu und
sagte: "O Emir, lasse diese Leute frei, sie sind unschuldig, ich habe das
Geld dieses Soldaten gestohlen, hier ist sein Beutel." Bei diesen Worten
zog er ihn aus seinem Ärmel und legte ihn vor dem Präfekten nieder.
Dieser sagte zum Soldaten: "Nimm dein Geld und lasse diese Leute in
Frieden."
Als der Dieb hierauf von allen Anwesenden gelobt und bewundert ward, sagte er
zum Präfekten: "Das war keine große Kunst, diesen Beutel selbst
wieder herzubringen, die, ihn nochmals zu stehlen, ist viel
größer." - Der Präfekt fragte, "wie hast du es denn
(zum erstenmal) angefangen?" Der Dieb antwortete: "Als ich in Kahirah
auf dem Bazar der Geldwechsler stand, sah ich, wie dieser Soldat sein Gold
einwechselte und in den Beutel legte; ich folgte ihm von Straße zu
Straße, konnte aber keine Gelegenheit finden, ihn zu bestehlen; als er
dann von Kahirah abreiste, folgte ich ihm von einem Ort zum andern, bis er
endlich hier herkam, da ließ ich mich in demselben Chan neben ihm nieder
und wartete, bis er schlief. Als ich ihn laut schnarchen hörte,
näherte ich mich ihm leise, schnitt den Sack mit einem Messer auf und nahm
so den Beutel heraus." Während er dies sagte, nahm er wirklich in
Gegenwart des Präfekten dem Soldaten den Beutel weg und lief fort. Die
Leute glaubten, er wolle ihnen nur zeigen, wie er es gemacht, er aber warf sich
schnell in einen Teich, und ehe die Kawas sich entkleideten, um ihn zu
verfolgen, war er schon in einer der vielen aneinander stoßenden
Straßen Alexandriens verschwunden. Der Präfekt sagte zum Soldaten:
"Nun bist du um dein Geld, den Leuten hier kannst du Nichts mehr anhaben,
denn durch Gottes Gnade ist ihre Unschuld bewiesen."
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