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Der
fromme Israelit
Tausend und eine Nacht, Gustav Weil, Seite 1 ( von 1 )
Ferner wird erzählt: Einst lebte ein frommer Mann unter den Söhnen
Israels, der stets Gott anbetete und dessen Familie sich von ihrer Hände
Arbeit ernährte. Er verkaufte nämlich jeden Tag die gesponnene
Baumwolle und kaufte dafür rohe ein, und lebte so von dem Gewinn mit
seiner Familie. Eines Tage, als er die Baumwolle verkaufte, traf er einen
Freund, der in solcher Not war, dass er ihm das eben gelöste Geld schenkte
und zu seiner Familie ohne rohe Baumwolle und ohne Lebensmittel
zurückkehren musste. Als er seiner Familie erzählte, dass er all sein
Geld einem unglücklichen Freund geschenkt, fragten sie: "Was fangen
wir nun an?" Da nahm der Mann einen alten Wasserkrug und eine alte
Mütze, die er noch im Hause hatte, und ging damit auf den Markt, aber
Niemand wollte sie kaufen. Endlich ging ein Mann mit einem übel riechenden
Fische vorüber und sagte ihm: "Willst du mir deine ungangbare Ware
für die meinige geben?" Der Israelit willigte ein, gab ihm den
Wasserkrug und die Mütze, und ging mit dem Fische zu seiner Frau und
sagte: "Brate diesen Fisch, dass wir einstweilen nicht hungern, bis uns
Gott das Weitere beschert." Da spaltete die Frau den Fisch, und siehe da,
es war eine Perle darin, die nicht durchlöchert war. Am folgenden Morgen
ging der Israelit damit zu einem sachverständigen Freunde, um sie ihm zu
zeigen. Dieser fragte den Israeliten, woher er diese Perle habe. Er antwortete:
"Gott hat sie mir beschert." - "Nun", sagte der Freund,
"sie ist tausend Drachmen wert, die ich dir gern dafür geben will;
doch geh lieber damit zu N.N., der reicher ist als ich." Der Israelit ging
damit zu dem ihm bezeichneten Mann und dieser sagte: "Sie ist 70,000
Drachmen wert, mehr nicht." Der Israelit ließ sich das Geld geben
und rief zwei Lastträger, die es ihm bis zur Türe seiner Wohnung
trugen. Als er hier anlangte, kam ein Bettler und sagte: "Gib mir auch
Etwas von dem Gelde, das dir Gott beschert!" Der Israelit antwortete:
"Gestern war ich ebenso arm, als du, nimm daher die Hälfte dieses
Geldes." Nachdem nun der Israelit das Geld in zwei Teile geteilt hatte und
dem Bettler die eine Hälfte übergeben wollte, sagte dieser:
"Behalte dein Geld, Gott segne dich! Ich bin ein Abgesandter des Herrn,
hierher beschieden, um dich zu versuchen." Der Israelit sagte: "Gott
sei gelobt und gepriesen!" und lebte dann mit seiner Familie in
größtem Wohlstande bis zu seinem Tode.
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